Zum Jahresausklang 2023 hat sich der Eindruck verfestigt, dass sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft auf einem Tiefstand befindet. Ein wirtschaftlich schwieriges Jahr mit einer Schrumpfung des Bruttoinlandsprodukts und einer relativ hohen Inflationsrate stand vor dem Abschluss. Gleichwohl war 2023 für Anleger kein schlechtes Jahr. Die Aktienmärkte schlossen mit nennenswerten Gewinnen ab, die Anleihemärkte eröffneten neue Chancen. Die Stimmung schien teils schlechter als die Lage, schreibt Lars Feld, Professor für Wirtschaftspolitik und ehemaliger "Wirtschaftsweiser", in einem Kommentar für die Fondsgesellschaft Acatis.



Wie stellt sich die Lage nun zum Jahresanfang 2024 dar? Welche Entwicklung lässt sich derzeit absehen? Dem Wirtschaftsexperten zufolge sieht es nicht rosig aus. "So erwartete der Sachverständigenrat für Wirtschaft nur noch 0,7 Prozent Wirtschaftswachstum. Zusammen mit dem nun niedrigeren finanzpolitischen Impuls dürfte das Wachstum des BIP noch etwas magerer ausfallen", so Feld. Deutschland befinde sich also weiter in der Stagnation, meint der Experte, der auch als Berater von Bundesfinanzminister Christian Lindner tätig ist.

Er führt weiter aus, dass die erwartete Inflationsrate für 2024 bei 2,6 Prozent liege. "Dies erscheint angesichts der Hartnäckigkeit der Inflation jedoch optimistisch", sagt Feld. Seine Begründung: Die höheren indirekten Steuern wie gestiegene CO2-Preise für Verkehr und Gebäude oder die Rückführung ermäßigter Umsatzsteuer für Gas und Speisen auf den Regelsatz sorgen für höhere Preise. Hinzu kommen ungünstigere Basiseffekte, weil die Energiepreise in den kommenden Monaten gegenüber dem Vorjahr nicht mehr so stark sinken können wie damals gegenüber 2022. Vor allem aber treiben höhere Löhne die Inflation. Das Ifo-Institut rechne mit einer effektiven Lohnsteigerung für das Jahr 2024 in Höhe von rund fünf Prozent.

Es gibt auch Lichtblicke
"Konjunkturelle Lichtblicke bietet der robuste Arbeitsmarkt, wenngleich die aktuelle Wirtschaftsschwäche allmählich eine höhere konjunkturelle Arbeitslosigkeit nach sich zieht. Entgegen dem aktuellen Mediengeschrei ist die finanzpolitische Lage komfortabel: Die Staatsschuldenquote bewegt sich allmählich in Richtung der Maastricht-Grenze von 60 Prozent; die Finanzmärkte erteilen Deutschland beste Bonitätsnoten", schreibt Feld in dem Kommentar, der im aktuellen Acatis-Investmentbericht veröffentlicht wurde. Bund, Länder und Gemeinden seien auf dem Weg einer moderaten Konsolidierung, die mit ihrer leicht restriktiven Wirkung den Kurs der Geldpolitik stützt. Allerdings stelle diese Konsolidierung die Bundesregierung vor politische Herausforderungen, insbesondere wenn es um Subventionsabbau geht.

Strukturell kämpfe die deutsche Wirtschaft weiter mit sehr hohen Energiekosten und relativ hohen Lohnstückkosten, einer der höchsten Unternehmenssteuerbelastungen in der Welt und enorm hohen Regulierungskosten. "Die Wirtschafts- und Finanzpolitik muss vor allem durch eine Verbesserung des steuerlichen Umfelds und eine geringere Regulierungsintensität für günstigere Investitionsbedingungen sorgen. Eine Unternehmenssteuerreform und eine Politik der Deregulierung sind zwingend erforderlich", meint Feld. Dass die Bundesregierung hierzu die Kraft aufbringt, bezweifelt der Wirtschaftsexperte, den Sie persönlich beim FONDS professionell KONGRESS erleben können. (fp)