Ein Großteil der Finanzexperten möchte auch nach der Pandemie regelmäßig vom heimischen Schreibtisch aus arbeiten. Das zeigt eine Studie des internationalen CFA Institutes, für die neben 4.600 Verbandsmitgliedern auch Führungskräfte aus 41 Investmentunternehmen befragt wurden. Ihr zufolge wollen 81 Prozent der Finanzprofis zumindest teilweise von zu Hause aus arbeiten und wünschen sich demnach ein hybrides Arbeitsmodell. Die Arbeitgeber sind laut Studie bereit dazu, diesen Wunsch zu erfüllen: Ihre Akzeptanz von Homeoffice-Richtlinien ist von 15 Prozent vor der Pandemie auf aktuell eindrucksvolle 77 Prozent gestiegen. Das könnte auch daran liegen, dass etwa die Hälfte der befragten Mitarbeiter zumindest ihrer eigenen Ansicht nach am heimischen Schreibtisch effizienter arbeiten – und zwar auch diejenigen mit Jobs, die vorher als unvereinbar mit Homeoffice galten, zum Beispiel Finanzvorstände und Börsenhändler.

Laut der CFA-Studie wird sich nicht nur der Ort verändern, an dem Finanzprofis arbeiten. Ihr zufolge haben sich auch die Arbeitsinhalte weiterentwickelt. So wird etwa erwartet, dass sich die Art der Kundenkommunikation wandelt und Geschäftsreisen dauerhaft um bis zu 50 Prozent reduzieren werden. Die befragten Finanzexperten sehen allerdings auch Risiken in hybriden Modellen: 59 Prozent von ihnen gaben an, dass die Aufsichtsbehörden die Instrumente der Finanztechnologie genauer unter die Lupe nehmen werden. Außerdem glauben fast alle Befragten, sich in der Post-Corona-Welt beruflich weiterentwickeln und neue Fähigkeiten aneignen zu müssen, wobei sich fast die Hälfte dabei gut von ihrem Arbeitgeber unterstützt fühlen.

Motivation hat sich verändert
Grundsätzlich ist die Unternehmenskultur im Finanzsektor durch Corona in manchen Punkten trotz der verordneten Distanzregeln nicht schlechter, sondern  sogar besser geworden. Mehr als die Hälfte aller Führungskräfte sind zum Beispiel der Meinung, dass die Beschäftigten untereinander nun vertrauter sind. Dennoch halten sie psychische Probleme für die größte Herausforderung für ihre Mitarbeiter, gefolgt von den Auswirkungen der Betreuung von Kindern und Angehörigen. Daraus folgt auch, dass sich die Faktoren verschoben haben, die Investmentexperten bei der Arbeit am meisten motivieren: Flexibilität am Arbeitsplatz und Teammitglieder auf derselben Wellenlänge sind wichtiger geworden. Das könnte eine Folge der wirtschaftlichen Auswirkungen und der sozialen Isolation durch die Pandemie sein. (fp)