Dass die Lebensversicherer unter den Minizinsen stöhnen, die ihnen die Erwirtschaftung von Garantiezinsen und Überschüssen weiter erschweren, ist hinlänglich bekannt – nicht aber, wie sehr sich die Unternehmen strecken müssen, um überhaupt positive Ergebnisse zu erzielen. Die Ratingagentur Assekurata hat genau nachgerechnet. Ergebnis: Die Versicherer müssen sich immer mehr anstrengen, so das zentrale Ergebnis des "EKG-Check 2017". Dafür sorgen neben rückläufigen Kapitalerträgen auch die hohen Anforderungen an die zu vorzuhaltende Zinszusatzreserve (ZZR).

Dies schlägt sich laut Assekurata in der Break-Even-Nettoverzinsung nieder, welche die grundsätzliche Abhängigkeit der Lebensversicherer von ihrem Kapitalanlageergebnis widerspiegelt. Je höher die Kennzahl ausfällt, desto mehr Kapitalanlagerendite muss ein Lebensversicherer erzielen, um Verluste bei den Roherträgen zu vermeiden.

2016 lag diese Nettoverzinsung bei 3,15 Prozent. "Dies bedeutet, dass eine Nettoverzinsung unter 3,15 Prozent rechnerisch zu einem negativen Branchen-Rohüberschuss geführt hätte", erläutert Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata. Zwar ging die Break-Even-Nettoverzinsung im Vergleich zu 2015 (3,22%) leicht zurück, stieg aber seit 2011, als sie bei 2,39 Prozent lag, stetig an.

Bewertungsreserven aufgelöst
Faktisch sei diese Hürde 2016 aber mit 4,34 Prozent um 1,19 Prozentpunkte überschritten worden. Diese Differenz ist die sogenannte Nettoverzinsungsmarge, die den Saldo zwischen der tatsächlichen und der Break-Even-Nettoverzinsung ausweist. Assekurata lässt dieser Zahl ein großes "Aber" folgen, denn das Ergebnis sei teuer erkauft worden: Die meisten Versicherer haben dafür hochverzinste Alt-Anleihen veräußert und dadurch bilanzielle Bewertungsreserven gehoben.

"Dieses Vorgehen beeinträchtigt den Bestandszins der Kapitalanlagen und die Güte der Bilanzstruktur", kommentiert Heermann und ergänzt: "Bei den einzelnen Versicherern konnten wir große Unterschiede bei der Höhe der Nettoverzinsungsmarge feststellen, die sich zwischen null und vereinzelt weit über zehn Prozent einordnen." Die in Köln ansässige Ratingagentur weist aber darauf hin, dass die Abweichungen nicht nur auf den Grad der Bewertungsreserveauflösungen, sondern auch auf die Profitabilität des individuell vorhandenen Versicherungsbestandes zurückzuführen seien.

Ertragspuffer weiter geschmolzen
Noch wichtiger: Zieht man von den Kapitalanlageerträgen in Höhe von 4,34 Prozent die Rechnungszinsanforderungen zur Bedienung von Garantien und ZZR ab, so bleibt für die Branche 2016 im Schnitt lediglich ein Ertragspuffer von hauchdünnen 0,22 Prozent der Deckungsrückstellung übrig. 2015 hatte der Wert noch bei 0,44 und 2014 bei 0,70 Prozent gelegen. Damit ist der Puffer pro Geschäftsjahr um mehr als 20 Basispunkte abgeschmolzen, was neben den rückläufigen Kapitalanlageerträgen maßgeblich auf die gestiegenen ZZR-Anforderungen zurückzuführen ist. (jb)