Bei Privatanlegern ist das Interesse an Aktien und entsprechenden Fonds in den vergangenen Jahren gestiegen. Dennoch sind Immobilien verschiedenen Umfragen zufolge immer noch beliebter, wenn es um den langfristigen Vermögensaufbau geht. "Zwar lässt sich nicht pauschal sagen, ob nun das eine oder das andere besser ist", erklärt Klaus Porwoll, Gründer und Inhaber der unabhängigen Honorar-Finanzberatung Pecuniars aus Berlin. "Auf jeden Fall aber liegen Aktien zu Unrecht in der Beliebtheitsskala hinter Immobilien", sagt er.

So würden Immobilien in Deutschland gerne als "Betongold" bezeichnet, was ihre besondere Wertstabilität zum Ausdruck bringen solle. "Aber das liegt nur daran, dass es keine täglichen Marktpreise gibt wie bei Aktien", erläutert Porwoll. Wer sich den inflationsbereinigten Hauspreisindex seit 1970 für Deutschland anschaue, sehe beispielsweise, dass es zwischenzeitlich Phasen gab, in denen die Preise stagnierten. Ab Mitte der 1990er Jahre gingen sie sogar zurück.   

Lohnende Immobilieninvestments 
"Dennoch kann sich die Performance einer Immobilienanlage in den vergangenen Jahren sehen lassen", so Porwoll. Denn: Seit 2010 haben sich die Preise in Deutschland gemessen am Hauspreisindex des Statistischen Bundesamtes nominal fast verdoppelt. Immobilieninvestments haben sich zuletzt also durchaus ausgezahlt. 

Porwoll erkennt aber noch weitere Pluspunkte. "Zum Beispiel besitzt man Eigentum, das selbst genutzt werden kann", sagt der Berater. Die Tatsache, dass die Preise nicht täglich schwanken, vermittle Haus- oder Wohnungsbesitzern auch ein Gefühl von Sicherheit. "Außerdem bieten Immobilien einen gewissen Inflationsschutz. Und man verkauft nicht sofort, wenn es schwierig wird, und gefährdet damit seinen Vermögensaufbau", so Porwoll.

Hoher Aufwand
Doch der Berater sieht auch gewisse Nachteile. "Das investierte Geld ist langfristig gebunden und bei dringendem Bedarf nicht sofort verfügbar. Außerdem ist keine ausreichende Risikodiversifikation gewährleistet, wenn die Immobilie ein zu großes Gewicht im Portfolio hat", erklärt Porwoll. Auch dürften die Nebenkosten beim Erwerb, die in der Regel rund zehn Prozent des Kaufpreises betragen, nicht vergessen werden. Hinzu kommen der Aufwand für Wartung und Instandhaltung sowie mögliche Risiken.  

"Tatsächlich sprechen einige dieser Nachteile für Aktien", findet Porwoll. Ähnlich wie Immobilien bieten die Papiere, die ebenfalls zu den Sachwerten zählen, einen gewissen Inflationsschutz, sind aber liquide und gut handelbar. Anleger können leicht ein breit gestreutes Portfolio aufbauen, der langfristige Aufwand ist deutlich geringer. Aber: Aktien sind schwankungsanfälliger. "Und man neigt leicht dazu, die Wertpapiere im falschen Augenblick zu verkaufen, was den langfristigen Vermögensaufbau gefährden kann", warnt Porwoll.

Nach wie vor attraktiv
Was ist also zu tun? "Grundsätzlich sind die persönlichen Anlageziele und die individuelle Risikoneigung für die Vermögensaufteilung im Portfolio entscheidend", sagt der Berater. Unabhängig davon sei eine Immobilie aber auch im aktuellen Umfeld für Anleger, die über ein gut diversifiziertes Portfolio und ausreichend Liquidität verfügen, noch attraktiv.

Gerade angesichts der gestiegenen Zinsen und Baukosten rät der Experte, ein Immobilieninvestment wirklich professionell anzugehen. Dazu gehörten etwa eine gründliche Abwägung bei der Dauer der Zinsbindung, eine professionelle Verwaltung der Immobilie und die zielgerichtete Ausrichtung auf die Rendite. (am)