Raheel Siddiqui, globaler Aktien-Analyst bei Neuberger Berman, sieht drei wichtige Gründe für Zuversicht bei Aktien: den Fokus der Anleger auf die Unternehmensgewinne, die Verbreiterung der Aktienmarktrally und die globale Erholung der Industrieproduktion. Er setzt in diesem Umfeld auf Qualitätsunternehmen.

Solide Gewinne stützen den breiten Aktienmarkt
Im bisherigen Jahresverlauf habe das Gewinnwachstum bereits wesentlich zur guten Performance der Aktienmärkte beigetragen, so Siddiqui. Er sagt: "Die positiven Gewinnrevisionen in vielen Sektoren in der ersten Jahreshälfte geben Anlass zu Optimismus, dass sich das Wachstum auch in die Zukunft fortsetzen wird." Auch sei der Nettoanteil der Unternehmen im Large-Cap-Index Russell 1000 mit positiven Gewinnrevisionen seit Jahresbeginn rasch von weniger als fünf Prozent auf knapp 15 Prozent gestiegen. In naher Zukunft dürften die Unternehmensgewinne seiner Einschätzung nach in allen Sektoren weiter steigen, unterstützt durch ein wachsendes Nettovermögen der privaten Haushalte, einen stützenden Arbeitsmarkt, positive fiskalische Impulse und eine sich erholende globale Industrieproduktion.

Argumente für Value-Aktien
Die zunehmende Ertragsbreite am gesamten Aktienmarkt habe zudem den Wachstumsabstand zwischen den "Magnificent Seven" und den übrigen 493 Aktien im S&P 500 verringert. Seit dem vierten Quartal 2023 verlangsamte sich das Wachstum der "Magnificent Seven", während der Rest zulegte. "Sollte sich diese Verschiebung fortsetzen, könnte dies die Attraktivität der 'Magnificent Seven' verringern und damit die relative Attraktivität des breiten Marktes erhöhen", meint der Analyst. Gerade Value-Aktien könnten seiner Meinung nach wieder zulegen. "Eine Lockerung der Geldpolitik ging historisch mit einer Outperformance von Value-Aktien gegenüber Wachstumstiteln in den folgenden 24 Monaten einher", sagt Siddiqui. Eine Zinssenkung in diesem oder im nächsten Jahr dürfte diese Entwicklung daher beschleunigen.

Globale Industrieproduktion setzt Erholung fort
Außerdem boome das verarbeitende Gewerbe in weiten Teilen der Welt: "Die Einkaufsmanagerindizes sind in den meisten Ländern zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder gestiegen, das Vertrauen der Industrie in den OECD-Ländern hat sich deutlich verbessert, und die weltweiten Auftragseingänge übersteigen inzwischen das Wachstum der weltweiten Lagerbestände." Dies deutet seiner Meinung nach darauf hin, dass die globale Industrieproduktion im weiteren Verlauf des Jahres weiter steigen könnte. Siddiqui sagt: "Es ist davon auszugehen, dass ein Großteil der potenziellen Margenverbesserung in diesen Sektoren noch nicht eingepreist ist, weshalb kurzfristig eine Übergewichtung dieser Sektoren in den Portfolios zu empfehlen ist." (jh)