Anleihen gelten als sicheres Investment, Aktien als unsicheres – so weit, so bekannt. Der Rentenspezialist Pimco hat sich dieser vermeintlichen Binsenweisheit angenommen und untersucht, wie viel Anleger für die Sicherheit, die Festverzinsliche bieten, bezahlen. Dazu haben Analysten des Asset Managers Anleihen auf Basis des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV) betrachtet. Die Untersuchung zeigt, dass Anleger für Sicherheit mittlerweile viel Geld auf den Tisch legen: US-Staatsanleihen werden derzeit mit einem KGV von 70 gehandelt. Aktien weisen ein KGV von 20 auf. Unternehmensanleihen befinden sich mit einem KGV von 35 in der Mitte.

Das KGV für US-Staatsanleihen scheint zwar sehr hoch. Die ungewöhnliche Notenbankpolitik und die Angst vor einer Rezession könnten den Wert aber noch deutlich weiter nach oben treiben, sagt Geraldine Sundstrom, Leiterin des europäischen Asset-Allocation-Teams bei Pimco. "Staatsanleihen bieten nach wie vor eine wichtige Absicherung gegen Extremrisiken sowie eine erstklassige Diversifikation. Dafür haben sie jedoch einen hohen Preis." Festverzinsliche dürften auf absehbare Zeit trotzdem gefragt bleiben, schätzt die Strategin.

Aktien leiden unter Inflationserwartungen
In einer unsicheren Welt sei es sinnvoll, Sicherheit einen hohen Wert beizumessen. "Allerdings gibt es eine breite Bewertungslücke zwischen der eingeschränkten Unsicherheit von Investment-Grade-Papieren und der gefühlten Sicherheit von Staatsanleihen", sagt Sundstrom. Laut S&P lag die Ausfallwahrscheinlichkeit US-amerikanischer Investment-Grade-Anleihen in den vergangenen fünf Jahren bei knapp über einem Prozent jährlich. "Unserer Einschätzung nach müsste sie nahezu doppelt so hoch sein, um den aktuellen Abschlag gegenüber US-Staatsanleihen zu rechtfertigen."

Der Abschlag von Aktien scheint schon eher gerechtfertigt. Im US-Aktienindex S&P 500 weist die Aktienrendite eine Volatilität von rund 43 Prozent auf, verglichen mit einer Kursvolatilität von 15 Prozent. "In Anbetracht dieser Niveaus und der Tatsache, dass der Markt Aktien nur geringen Wert als Inflationsabsicherung zuschreibt, lässt sich der KGV-Abschlag von Aktien recht einfach erklären", so die Pimco-Strategin. Damit die Anlageklasse wieder attraktiver wird, müssten sich die Inflationserwartungen normalisieren und die Unternehmensgewinne erholen. "Ein konjunktureller Ausblick, der auf ruhige Zeiten hindeutet, sollte diese Erholung fördern." (fp)