Hohe Energiepreise, schrumpfendes Bruttoinlandsprodukt, Fachkräftemangel, wenig Zuversicht: In der deutschen Wirtschaft herrscht Katerstimmung. Dennoch halten die deutschen Aktienanleger den heimischen Unternehmen mehrheitlich die Treue. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung der rund 1,6 Millionen Privatkunden-Depots der Consorsbank. Allerdings hat die "Heimatliebe" der Investoren in den vergangenen fünf Jahren spürbar abgenommen.

So entfielen der Auswertung zufolge zum Stichtag 30. Juni 2023 50,6 Prozent des Anlagevolumens in Aktien im Bestand von Privatanlegern auf Werte hiesiger Unternehmen. 2018 waren es zum gleichen Zeitpunkt noch 61,8 Prozent gewesen. Bei Aktien von Unternehmen aus Nordamerika (USA und Kanada) verlief die Entwicklung umgekehrt. Hier kletterte der Anteil des Anlagevolumens im selben Zeitraum von 23,4 Prozent auf 34,2 Prozent. Titel von Firmen aus den europäischen Ländern machten unverändert einen Anteil von 12,7 Prozent aus. Asien und der Rest der Welt fielen zu beiden Stichtagen kaum ins Gewicht.

Auch bei Neuinvestitionen
Bei den jüngsten Investitionen vertrauten die Anleger ebenfalls mit großer Mehrheit auf deutsche Werte. So entfielen 58,3 Prozent des Kaufvolumens, das im ersten Halbjahr 2023 in Aktien floss, auf deutsche Titel. In den ersten sechs Monaten 2018 traf dies mit 67,6 Prozent aber noch auf mehr als zwei Drittel des gesamten Kaufvolumens zu. 

Werden die Kauftransaktionen betrachtet, so machten deutsche Aktien im ersten Halbjahr 2023 "nur" etwas weniger als die Hälfte aus. Dass der Anteil des Kaufvolumens deutlich höher ausfiel, liegt an der investierten Summe je Trade. So legten die Privatkunden der Consorsbank im ersten Halbjahr 2023 im Durchschnitt 6.232 Euro je Kauf in deutschen Aktien an. In US-Aktien und europäische Werte flossen hingegen durchschnittlich 4.684 respektive 3.811 Euro.

Deutsche Dickschiffe liegen vorn
Und auf welche Einzeltitel setzen die deutschen Anleger vorwiegend? Gleichgültig, nach welchem Kriterium diese Frage untersucht wird, ob dabei nun das Anlagevolumen im Bestand, die Anzahl der Depots, in denen eine Aktie vorkommt, oder das aktuelle Kaufvolumen zugrunde gelegt wird: Die deutschen Dickschiffe aus dem Dax wie Allianz, BASF, Mercedes-Benz oder Siemens stellen stets die absolute Mehrheit. Das gilt für das laufende Jahr ebenso wie für das Jahr 2018. (am)