Die Niedrigzinsen bringen Sparer in größere Schwierigkeiten als gedacht, warnt Jim Cielinski, Leiter des Anleihenbereichs beim Fondsanbieter Columbia Threadneedle. "Die längerfristigen Folgen der niedrigen Zinsen werden von vielen unterschätzt, sie gefährden die Altersvorsorge in ungekanntem Ausmaß." So kommt etwa der Zinseszinseffekt, auf den sich Generationen von Sparern verlassen haben, kaum noch zum Tragen. Bei langfristigen Geldanlagen entfaltet er große Wirkung. "Die Niedrigzinsen haben aus dem Wunder des Zinseszinses einen Fluch gemacht", sagt Cielinski.

Britische und europäische Staatsanleihen bringen momentan nur noch rund 0,5 Prozent Rendite ein. Damit bräuchte ein Sparer ungefähr 140 Jahre, um sein Geld zu verdoppeln. "Ihre Altersvorsorgeziele werden heutige Sparer so kaum noch erreichen", sagt der Rentenspezialist. "Am Geldmarkt ist nichts zu holen, und eine Diversifikation in Aktien, um teure Rentenanlagen zu meiden, ist riskant." Das Risiko einer deflationären Rezession könnte die Aktienmärkte um bis zu 30 Prozent einbrechen lassen.

Pensionsplanung bröckelt
Die doppelte Belastung aus teuren Anleihen und riskanten Aktien stellt die Tragfähigkeit vieler Pensionspläne in Frage. "Pensionsfondsanbieter und Finanzberater weichen der Problematik aus und gehen weiter davon aus, dass sie künftig ähnlich hohe Renditen einfahren werden wie in der Vergangenheit", kritisiert Cielinski. Auch viele Kunden rechnen noch immer mit Renditen, die mittlerweile nicht mehr zu erreichen sind.

Ein Patentrezept für die Altersvorsorge gibt es nicht. Eine globale Diversifikation und ein aktives, flexibles Management können aber helfen, so der Experte. "Agile Manager, die durch Anpassungen ihrer Cash-, Anleihe- und Aktienquote auf Änderungen des Wirtschaftsumfelds reagieren können, werden gefragt sein." Das zeigt sich in der wachsenden Beliebtheit flexibler Multi-Asset-Strategien. Auch Lösungen zur Steuerung der Volatilität werden wichtiger. (fp)