China ist mit 1,41 Milliarden Einwohnern das Land mit der weltweit größten Bevölkerungszahl. Und zeitgleich eines jener Länder mit der niedrigsten Fruchtbarkeitsrate: Chinas Frauen bekommen im Mittel nur 1,3 Kinder. Die Zahl der Neugeborenen sank im Jahr 2020 auf 12 Millionen – ein neues Rekordtief. Daraufhin rief Peking die Drei-Kind-Politik aus. "Das allein wird aber nicht reichen, sodass sich China langfristig stärker auf Produktivitätssteigerungen für weiteres Wirtschaftswachstum verlassen muss", sagt Claire Huang, Senior Strategin beim Vermögensverwalter Amundi.

Peking hat bereits im Jahr 2015 von einer Ein-Kind- auf eine Zwei-Kind-Politik umgestellt, was aber nur zu einem kleinen Aufholeffekt geführt hat. "Die Gesamtbevölkerung wird ihren Höhepunkt etwa 2026 erreichen und dann abnehmen, selbst wenn die Geburtenbeschränkungen bald vollständig gelockert werden sollten", sagt Huang. Ihre Prognose: Die Zahl der Neugeborenen könnte in den späten 2020er-Jahren auf unter zehn Millionen fallen. Dadurch werde sich der Anteil der über 65-Jährigen schon bald verdoppeln und das Niveau Japans erreichen. Als Gründe für die stark sinkende Geburtenrate nennt die Expertin voranschreitende Urbanisierung sowie steigende Wohnungspreise.

Fokus auf Talent-"Dividende"
Der schrumpfende Bevölkerungsanteil im erwerbsfähigen Alter führt zu einer geringeren Auslastung der chinesischen Produktionskapazitäten, erklärt Huang. "Die erste demografische 'Dividende' ist also weg." Stattdessen werden Investitionen in Sach- und Humankapital ins Visier der Politik rücken, schätzt die Amundi-Strategin. Präsident Xi Jinping hat bereits eingestanden, dass Chinas Wachstumsmodell angesichts von Umweltproblemen und steigenden Arbeitskosten nicht nachhaltig ist. "Der demografische Gegenwind in China wird also dem Übergang zu einem innovationsgetriebenen Wachstumsmodell noch mehr Gewicht verleihen", sagt Huang. "Für Investoren wird das attraktive Möglichkeiten bieten." (fp)