Die Inflationsfrage gewinnt zusehends an Brisanz, urteilt Pascal Blanqué, Anlagechef von Amundi. "Offensichtlich nehmen die Märkte höhere Inflationserwartungen vorweg. Gleichzeitig werden Lebensmittel und Energie teurer", sagt er. "Ein Comeback der Inflation gilt wegen des US-Konjunkturpakets und der absehbaren Nachfrageerholung im Zuge der Impfkampagne als immer wahrscheinlicher." Das gewaltige Fiskalpaket, das US-Präsident Joe Biden durch den Senat gebracht hat, wird die Verbraucherpreise unweigerlich in die Höhe treiben, sagen Ökonomen.

Im Nachgang der Finanzkrise der Jahre 2008 und 2009 bewegte sich die Inflation kaum, trotz extrem niedriger Zinsen und anderer Konjunkturstimuli. Diesmal wird der Weg aus der Rezession allerdings anders aussehen, prophezeit Blanqué. Erstens ist die Pandemie nur ein vorübergehender Schock, von dem sich die Wirtschaft schnell wieder erholen dürfte. Zweitens werden die hohe Liquidität an den Märkten sowie höhere private Einkommen und Ersparnisse wohl die Nachfrage ankurbeln. Drittens dürften die Zentralbanken Probleme haben, den Weg aus ihrer ultra-expansiven Geldpolitik zu finden. "Ein solcher Cocktail könnte die Inflation weiter anheizen", sagt der Amundi-Experte.

Chancen bei Value-Titeln
Wegen der anhaltenden Reflation sollten Anleger weiterhin auf Aktien setzen, rät Blanqué – "und hier insbesondere zyklische Märkte gegenüber Anleihen übergewichten". Daneben könnten Investitionen in Märkte mit Nachholpotenzial sinnvoll sein. Als Beispiel nennt der Amundi-Experte Russland. "Anleger sollten jedoch die Auswirkungen der Inflation auf die Eingangspreise und damit die Gewinne im Auge behalten", mahnt er. Am Aktienmarkt komme es deshalb immer stärker auf eine sorgfältige Titelauswahl an. Aus Sicht der Amundi-Spezialisten sind unterbewertete Substanzunternehmen jetzt besonders interessant. (fp)