Den richtigen Ein- und Ausstiegszeitpunkt für ein Investment zu finden und damit den Markt zu schlagen, erscheint vielen Investoren reizvoll. Das Problem ist nur, dass die meisten solcher Markt-Timing-Strategien nicht verlässlich funktionieren und daher keine dauerhafte Mehrrendite erzielen. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine breit angelegte Analyse von Dimensional Fund Advisors. 

Dafür haben Wei Dai, Leiterin Investment Research, und Audrey Dong, Senior Associate bei Dimensional, 720 Markt-Timing-Strategien unter die Lupe genommen und jeweils einen Backtest gemacht. Alle untersuchten Strategien zielen auf die Aktienmarkt-, Größen-, Value- und Profitabilitätsprämien ab. Das Ergebnis: Lediglich 30 Markt-Timing-Methoden konnten eine zuverlässige Outperformance gegenüber einem Buy-and-hold-Investment in die genannten Prämien liefern. Das sind gerade einmal 4,2 Prozent.

Es kann klappen
Am besten schnitt der Analyse zufolge eine Strategie ab, die darauf ausgelegt war, die Aktienmarktprämie zu timen, indem sie zwischen Aktien und kurzfristigen US-Staatsanleihen wechselte. Da sie während der Marktabschwünge in den Jahren 2001, 2008 und 2022 zum richtigen Zeitpunkt auf festverzinsliche Wertpapiere gesetzt hatte, übertraf die Strategie ein Buy-and-hold-Marktportfolio im Zeitraum zwischen 2001 und 2022 um 5,5 Prozent pro Jahr. 

Dieses Resultat legt nahe, dass es möglich ist, verlässlich die richtigen Ein- und Ausstiegszeitpunkte zu treffen. Um herauszufinden, ob das tatsächlich so ist, haben sich Wei Dai und Audrey Dong genauer angesehen, wie die Timing-Strategie mit der besten Wertentwicklung funktionierte. 

Funktionsweise untersucht
Die Strategie nutzte das aktuelle Bewertungsniveau, um die Aktienmarktprämie in entwickelten Märkten außerhalb der USA zu timen. "Das heißt, am Ende eines jeden Kalenderjahres verglich die Strategie das aktuelle Kurs-Buchwert-Verhältnis des Marktes mit seiner historischen Verteilung über den letzten rollierenden Zehn-Jahres-Zeitraum", so Wei Dai. Wenn das Kurs-Buchwert-Verhältnis das oberste 20. Perzentil der historischen Verteilung übertraf, stieg die Strategie aus dem Aktienmarkt aus und ging in einmonatige Staatsanleihen. Lag das Kurs-Buchwert-Verhältnis unter dem 50. Perzentil seiner historischen Verteilung, wechselte die Strategie wieder zurück in das Aktienmarktportfolio.

"Wie sich in unserer Untersuchung herausgestellt hat, ist es entscheidend, die genannte Kombination von Parametern zu verwenden", erklärt Dai. Also das Timing-Signal (in der oberen Strategie das Bewertungsniveau), die Prämie (Aktienmarkt), die Region (entwickelte Märkte außerhalb der USA), die Häufigkeit der Portfolioanpassung (jährlich), die verwendete historische Verteilung (rollierende Zehn-Jahres-Zeiträume) sowie beide Schwellenwerte (20. und 50. Perzentil). 

Bloß nichts verändern
Die Veränderung eines einzigen Parameters würde Dai zufolge die Überschussrendite der Strategie um mehr als die Hälfte reduzieren, wodurch sie nicht mehr statistisch verlässlich wäre. Darüber hinaus ist dieselbe Strategie nicht wirksam beim Timing des Aktienmarkts in anderen Regionen oder beim Timing anderer Prämien in derselben Region.

"Insgesamt sind die Chancen, ein erfolgreiches Markt-Timing durchzuführen, nicht hoch", erklärt Dai. Um die Chancen zu verbessern, die genannten Prämien am Aktienmarkt zu vereinnahmen, rät sie, auf Timing-Versuche zu verzichten und stattdessen wissenschaftlich fundiert und mit einer langfristigen Strategie ohne häufige Wechsel zu investieren. (am)