Analyse: Wann die gestiegenen Zinsen die Unternehmen treffen
Viele Firmen klagen derzeit über höhere Zinsen, die sie für Fremdkapital zahlen müssen. Eine Analyse von HQ Trust zeigt indes, dass die gestiegenen Zinsen bisher noch kaum bei den Unternehmen angekommen sind. Dies wird aber nicht so bleiben.
Kapitalmarktexperte Sebastian Dörr vom Multi-Family-Office HQ Trust hat die Rendite und den durchschnittlichen Kupon des marktbreiten Anleiheindex Bloomberg US Aggregate untersucht. Das Barometer bildet die Entwicklung aller in den Vereinigten Staaten gehandelten Anleihen mit Investment-Grade-Rating ab. Der Kupon ist bekanntlich der feste Zinssatz, der bei Emission eines Papiers festgelegt wird; er spiegelt die Zinskosten der Unternehmen wider. Die aktuelle Rendite bezieht sich dagegen auf die mögliche Anlegerrendite einer Anleihe, bestehend aus Zinszahlungen und Kursveränderung von Kauf bis Fälligkeit.
"Der Unterschied zwischen Kupon und Rendite kann recht groß sein: Erstmals seit den späten 1980er Jahren liegt die Rendite derzeit deutlich oberhalb des Kupons", stellt Dörr fest. Grundsätzlich bewegten sich Kupon und Rendite zwar in die gleiche Richtung. Allerdings gebe es dazwischen eine recht große zeitliche Verschiebung.
Zunehmende Zinslast
"Im Schnitt wirkt sich die Rendite mit 18 Monaten Verzögerung auf den Kupon aus", erläutert der Analyst und ergänzt: "Die stark gestiegenen Zinsen sind auf der Kostenseite daher in der Breite noch gar nicht angekommen." Es sei davon auszugehen, dass die Kupons neu emittierter Anleihen in den kommenden Monaten deutlich anziehen werden und somit die Zinsbelastung der Unternehmen weiter zunehme. (ohm)