Die Märkte warten sehnsüchtig darauf, dass die Notenbanken einen Hinweis geben, wann sie die Zinsschraube lockern werden. "Der Optionsmarkt deutet darauf hin, dass der Juni zwar das wahrscheinlichste Datum für eine erste Zinssenkung ist", schreibt François Rimeu, Chefstratege beim französischen Asset Manager La Française, in einem aktuellen Marktkommentar. Die Meinungen gingen aber nach wie vor weit auseinander.

Dabei sei es für Vermögensverwalter wichtig zu wissen, wann der Zinssenkungszyklus starten wird. So könnten sie sich Klarheit darüber verschaffen, in welche Richtung ihre künftigen Investitionen gehen sollen. "Auf den Aktienmärkten dürften bestimmte Sektoren, die seit Beginn der Zinserhöhungen 2022 besonders gelitten haben, von den kommenden Zinssenkungen profitieren", erklärt Rimeu. 

Sektoren an den Aktienmärkten
Dazu zählt der Experte unter anderem börsennotierte europäische Immobilien. "Für den Sektor ist der Beginn der Normalisierung der Zinssätze sowie ein Rückgang der langfristigen Zinsen von entscheidender Bedeutung", so Rimeu. Die Aktien von Versorgern könnten von Zinssenkungen ebenfalls profitieren, sofern diese auf einen Rückgang des Inflationsrisikos zurückzuführen sind, glaubt der Kapitalmarktexperte.

"Der Lebensmittel- und Getränkesektor wurde durch steigende Zinssätze sowie durch Wetterereignisse und den Krieg in der Ukraine beeinträchtigt", schreibt er. Angesichts des schwachen Wachstums und der historisch hohen und stabilen Dividenden werde dieser Sektor wahrscheinlich durch einen Rückgang der langfristigen Zinsen gestärkt.

"Technologie und Gesundheitswesen, die oft als Sektoren mit langer Duration gelten, haben von der Corona-Krise und dem Boom der künstlichen Intelligenz profitiert, Investitionen angezogen und Gewinne erwirtschaftet", so Rimeu. "Die Bewertungen mögen etwas höher sein als anderswo, doch sehen wir keinen Grund, warum diese Unternehmen nicht auch von einer künftigen Zinssenkung profitieren könnten", schreibt er.

Rentenmarkt und Rohstoffe
Bei den Anleihemärkten werde alles davon abhängen, warum die Zinssätze fallen. Sollten sie sinken, weil die Inflation zurückgeht, dann dürfte der breitere Anleihemarkt von der geldpolitischen Normalisierung profitieren. "Fallen die Zinsen hingegen, weil sich die Wirtschaft deutlich abschwächt, ist mit einer Ausweitung der Spreads zu rechnen, was sich natürlich negativ auf Unternehmens- und insbesondere auf High-Yield-Anleihen auswirken wird", erläutert Rimeu.

Schließlich dürfte sich die Normalisierung der Geldpolitik aufgrund ihrer Effekte auf die Wirtschaft auch positiv auf den Rohstoffsektor auswirken, ist der Experte überzeugt. "Dies gilt umso mehr, falls sich die in der Eurozone einsetzende wirtschaftliche Erholung als nachhaltig erweist, wovon wir ausgehen", schreibt er. (am)