Wenn an den Börsen die Panik um sich greift und die Kurse stark schwanken, dann steigen die Chancen auf künftige Renditen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung von Pascal Kielkopf, Kapitalmarktanalyst bei HQ Trust. Er untersuchte, wie sich im Schnitt nach sechs Monaten die Kurse von US-Aktien abhängig vom jeweiligen Stand des Volatilitätsindex VIX entwickelt haben. Dieser leitet aus den am Markt gehandelten Aktienoptionen die erwarteten Schwankungen für den S&P 500 ab.

Kielkopf betrachtete die historischen Stände dieses "Angstbarometers" und deren Einfluss auf die Renditen. Dazu teilte er die VIX-Werte in Quintile ein. Die Analyse umfasst den Zeitraum von Januar 1990 bis Anfang August 2024. "Zunächst zeigt sich, dass – wie man auch erwarten kann – mit einem steigenden VIX tatsächlich auch die Schwankungsbreiten der dann erzielten Renditen zunahmen", berichtet der Analyst.

Höheres Risiko, höhere Renditen
"Mit einem höheren VIX stiegen aber auch die durchschnittlich erzielten Renditen", führt Kielkopf aus. "Bei VIX-Ständen von über 22,5 fielen sie überdurchschnittlich im Vergleich zur gesamten Stichprobe aus." Bei einer erwarteten Marktvolatilität von über 28,5 habe man in den nächsten sechs Monaten mit im Schnitt 9,7 Prozent die höchsten Renditen erzielen können. "Da die Märkte dann meist bereits tiefer stehen, fällt auch die Verlusthäufigkeit bei hohen Ständen des VIX geringer aus", erläutert der Analyst. "Wenn sich der Markt allerdings weiter negativ entwickelt haben, fallen die möglichen Verluste vergleichbar höher aus."

Die dahinter stehende Mechanik der Finanzmärkte erscheint einleuchtend. "Bei steigender Volatilität erhöht sich die Unsicherheit am Markt, was zu höheren Risikoaufschlägen führt", erläutert Kielkopf. Denn Investoren würden in unsicheren Zeiten höhere Renditen als Kompensation für das eingegangene Risiko fordern. "Dadurch werden bei hohen VIX-Ständen häufig überdurchschnittliche Renditen erzielt, wobei auch die Schwankungsbreite zunimmt", resümiert der Analyst. (ert)