Michael Winkler, Leiter Anlagestrategie bei der St.Galler Kantonalbank Deutschland, verweist auf den sogenannten Fear and Greed Index. Dieser misst die Stimmung der Anleger und reicht bei maximaler Euphorie oder Gier bis 100 Prozent. Während der Indikator Anfang August noch bei mehr als 80 Prozent lag, ist er seitdem deutlich gesunken und pendelte sich zuletzt bei 26 Prozent ein – was die Schwelle zu "extremer Angst" signalisiert. Für Winkler eröffnet das aber auch hohes Kurspotenzial, wenn die Stimmung wieder drehen sollte.

Schwache Stimmung, starke Zahlen
Der Grund des derzeitigen Stimmungstiefs ist offensichtlich: "Die Geopolitik erhöht derzeit die Unsicherheit, und das Investorenverhalten wird zunehmend von Angst bestimmt", so Winkler. Für ihn stehen dagegen eher die Unternehmenszahlen im Zentrum: "Die bisherige Berichtssaison läuft insbesondere in den USA besser als erwartet", stellt Winkler fest. "Der Gewinntrend ist stärker als erwartet, und wir gehen von einem deutlichen Gewinnwachstum in den nächsten Quartalen und vor allem in 2024 aus."

Mit Blick auf die europäische Berichtssaison erkennt er dagegen keinen wirtschaftlichen Aufschwung. "Diese startete durchwachsen in das Jahr und verzeichnete rückläufige Gewinn- und Umsatzzahlen. Europa ist zwar attraktiv bewertet, doch fehlt der Katalysator für Kursgewinne", so Winkler.

Rentenmarkt bleibt gute Alternative
In einem solchen Marktumfeld setzt der Anlageexperte vor allem auf Aktien von US-Qualitätsunternehmen mit hoher Eigenkapitalrendite und einer starken Marktstellung. Neben Aktien bleibt seiner Meinung nach aber auch der Rentenmarkt eine gute Alternativanlage – bei fast fünf Prozent in den USA. (jh)