Die Prognosen der Ratingagenturen für den Rentenmarkt sind düster. Sie prophezeien, dass etwa 8,5 Prozent der Zinszahlungen als Reaktion auf die Covid-19-Krise ausfallen werden. In vergangenen Krisen wurden Zahlen in ähnlicher Größenordnung genannt – und vermutlich wird auch diesmal die Ausfallrate deutlich geringer sein, ist Helge Müller überzeugt. "Das gehört zum Spiel – ebenso wie die rasche Erholung der Anleihemärkte, wenn sich herausstellt, dass sich die Prognosen der Pessimisten wieder einmal nicht bewahrheitet haben", sagt der Chefanlagestratege bei Genève Invest.

Die Erfahrung zeigt zudem, dass sich Anleihen nach einer starken Kurskorrektur schneller erholen als Aktien. "Der einfache Grund ist, dass es bei Anleihen nicht darum geht, ob der jeweilige Emittent schneller oder langsamer wieder zum alten wirtschaftlichen Erfolg zurückfindet, sondern nur darum, ob er überlebt, seine Zinszahlungen bedienen und am Laufzeitende der Anleihe seine Schuld begleichen kann", erklärt der Anlageprofi.

Chancen für Investoren
Für vorausschauende Investoren ergeben sich dadurch enorme Chancen. Denn in Panikphasen werde oft zu wenig differenziert, sagt Müller. Das liege unter anderem daran, dass Versicherer und Pensionsfonds sich teilweise auch aus regulatorischen Gründen von Papieren trennen müssen, wenn die Kurse unter ein bestimmtes Niveau sinken. "Ob die betreffenden Anleihen tatsächlich ausfallgefährdet sind, spielt dann keine Rolle." (fp)