Die dauerhaft niedrigen Zinsen könnten sich zum ernsthaften Problem entwickeln, wart Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter bei I.C.M. Independent Capital Management. In der Finanzkrise sei es zwar richtig gewesen, den Markt mit Geld zu versorgen und die Zinsen zu reduzieren. "Allerdings war diese Strategie keine zeitlich begrenzte Hilfsmaßnahme, sondern wurde zum Dauerdoping der Europäischen Zentralbank (EZB)", sagt Ehlhardt. Nun stünden "schwarze Schwäne" vor der Tür, die letztlich Geldwertverluste für Anleger mit sich bringen könnten.

Erstens sei da die schwächelnde Weltwirtschaft. Zwar gebe es noch keine Rezession, aber der Boom lasse nach. Zweitens stehe eine höhere Inflation ins Haus. Die Notenbanken hätten sich mit ihrer Geldpolitik in eine verzwickte Situation manövriert, meint der Vermögensverwalter: "Steigt nämlich die Inflation deutlich über zwei Prozent, müssten sie die Zinsen erhöhen. Da aber gerade jetzt die Wirtschaft schwächelt, würde ein Anziehen der Zinsen die Wirtschaft zusätzlich tangieren."

Anleger müssen mit Geldwertverlusten rechnen
Auch die Finanzierung der besonders hoch verschuldeten Länder würde noch schwieriger werden. Die Kreditmärkte würden in einem solchen Szenario höhere Renditen verlangen, dies könnten die Notenbanken aber nicht zulassen. Sie müssten inflationieren, vielleicht sogar mit Minuszinsen. "Die Anleger heben ihr Geld von ihrem Konto ab. So entsteht Panik", warnt Ehlhardt. Minus-Realzinsen würden Geldwertverluste bedeuten, weniger Konsum und im schlimmsten Fall den Kollaps der kreditfinanzierten Wirtschaft und der Kapitalmärkte. "Es muss nicht so kommen, aber es ist denkbar", sagt Ehlhardt. Anleger sollten die Entwicklung zumindest auf dem Schirm haben.  (fp)