Viele Goldhändler erwarten den Jahreswechsel mit Schrecken. Anfang 2020 wird nämlich die Höchstgrenze für anonyme Bartransaktionen auf 2.000 Euro herabgesetzt, wodurch vor allem kleine Edelmetall-Händler um ihre Existenz fürchten. Manch einer sieht gar die Hausse beim Goldpreis am Ende – eine Einschätzung, die durch das Auslaufen des vierten Goldabkommens am 26. September 2019 Rückenwind erhält.

Udo Rieder von der KSW Vermögensverwaltung blickt dagegen optimistisch in die Zukunft. "Der Goldlack ist noch lange nicht ab", ist der Vermögensprofi überzeugt. Er sieht mehrere Gründe, die für eine Fortsetzung der Hausse sprechen. So sind zum Beispiel die Opportunitätskosten, also das Zinsniveau für risikoarme Alternativanlagen, weiterhin niedrig – und "in Phasen sehr niedriger oder gar negativer Realzinsen hat das Metall zumeist deutlich nach oben tendiert", sagt Rieder.

Im Vergleich zur Entwicklung anderer realer Vermögenswerte wie Aktien oder Immobilien bestehe zudem ohnehin noch deutlicher Nachholbedarf. Ein weiterer Preistreiber, der für Gold ebenso wie für andere Sachwerte gilt, ist laut Rieder die ungebrochen starke Nachfrage. Dem World Gold Council zufolge haben die Notenbanken weltweit alleine im ersten Halbjahr 2019 netto etwa 374 Tonnen Gold erworben. Dieser Trend hält seit 2009 an – und dürfte sich weiter fortsetzen.

Gewaltiges Nachfragepotenzial
Im Falle Chinas und Russlands, die zuletzt ebenfalls sehr aktiv am Goldmarkt waren, kommt noch eine politische Dimension als stützende Kraft hinzu: Nach den Drohungen von US-Präsident Donald Trump, die Staaten vom US-Anleihemarkt als Refinanzierungsquelle auszuschließen, sehen sich die Regierungen zunehmend nach alternativen Währungsreserven um und sind auch bei Gold fündig geworden. "Bei bis dato lediglich rund zwei Prozent (China) beziehungsweise 18 Prozent (Russland) Anteil an den Gesamtreserven lässt sich erahnen, welches Nachfragepotenzial hier noch schlummert", sagt Rieder. (fp)