Die Zahl vollautomatischer Vermögensverwalter wächst. Branchenexperten zufolge lag das weltweit von Robo-Advisor gemanagte Vermögen Anfang 2016 bereits bei über 30 Milliarden US-Dollar. Bis 2020 rechnen Kenner mit einer Steigerung auf bis zu 500 Milliarden Dollar. "Das ist, gemessen anhand des international verwalteten Vermögens, zwar noch überschaubar. Die Dynamik ist aber zugegebenermaßen beeindruckend", sagt Jan-Patrick Weithen, Anlageexperte bei der B&K Vermögen GmbH. Robo-Berater sollten allerdings differenziert betrachtet werden, mahnt er.

In Deutschland haben gerade einmal vier Anbieter eine Finanzportfolio-Verwaltungslizenz der Finanzaufsicht Bafin und lassen sich also mit klassischen Vermögensverwaltern vergleichen. "Die Vielzahl der Anbieter agiert als Vertriebskanal für Produktanbieter", sagt Weithen. So oder so: Eine individuelle Abstimmung der Anlagestrategie auf die Kundenbedürfnisse können Robo-Berater seiner Einschätzung nach nicht liefern.

Das Deutsche Institut für Servicequalität komme in einer Studie zu dem Ergebnis, dass es deutliche Defizite bei der Online-Bedarfsanalyse und Risikoaufklärung der Kunden gibt und dass Kostenaufstellungen nicht klar verständlich sind. Kostenanalysen zeigen zudem nur geringe Vergütungsunterschiede zu unabhängigen Vermögensverwaltern.

Börsencrash als Härtetest
Interessant wird es laut Weithen im Fall eines ausgewachsenen Crashs an den internationalen Aktien- und Anleihemärkten. Dann wird sich zeigen, ob Robo-Advisor es schaffen, Verluste zu begrenzen. "Anleger sollten nicht vergessen, dass trotz einer robusten Weltwirtschaft mittlerweile einer der längsten Börsenaufwärtstrends läuft", sagt der Anlageexperte. Damit Investoren ihr Erspartes nicht einer Blackbox anvertrauen und im Fall eines Kurssturzes überrascht sind, sollten sie umfassende Informationen über das programmierte Anlageverhalten der Robo-Berater einholen, rät er. (fp)