Chartanalysten meldeten am vergangenen Dienstag ein sogenanntes "Todeskreuz" beim Dax. Bei diesem vermeintlich Crashsignal schneidet der gleitende Durchschnitt der vergangenen 50 Handelstage die 200-Tage-Linie von oben, erklärt Markus Richert, Berater der Kölner Vermögensverwaltung Portfolio Concept. "Für Anhänger der technischen Analyse gilt diese Konstellation als klares mittelfristiges Verkaufssignal", sagt er.

Kurzfristig dürften sich Charttechnik-Fans bestätigt gefühlt haben. In den Tagen nach dem "Todeskreuz" fiel der Dax unter die psychologisch wichtige Marke von 12.000 Zählern. "Statistisch lässt sich ein Zusammenhang zwischen dem 'Todeskreuz' und tatsächlichen Verlusten jedoch nicht herleiten", sagt der Vermögensverwalter. "In der Vergangenheit hat es immer wieder Fehlsignale gegeben." Sein Fazit: "Die Wirksamkeit der Chartanalyse lässt sich empirisch nicht belegen."

Kreuz ist nicht gleich Kreuz
Anleger, die nach dem charttechnischen Warnsignal verkauften, wurden zwar in einigen Fällen vor heftigen Kursverlusten bewahrt. Etwa im September 2015, als sich das letzte "Todeskreuz" abzeichnete: Damals fiel der Dax binnen kurzer Zeit von rund 10.300 auf 9325 Punkte. "Allerdings gibt es weitaus mehr Fälle, in denen der Markt, 'Todeskreuz' hin oder her, merklich zulegte", gibt Richert zu bedenken.

Durchkreuzt die 50-Tage-Linie die 200-Tage-Linie hingegen von unten nach oben, spricht man von einem "Goldenen Kreuz" – es gilt als positives Zeichen für Investoren. Das "Goldene Kreuz" hat sich in der Vergangenheit als zuverlässigerer Indikator erwiesen als sein Unglücks-Pendant: "In den meisten Fällen konnten Anleger nach dessen Auftreten tatsächlich satte Kursgewinne vereinnahmen", so der Vermögensprofi. "Wissenschaftlich belegt sind jedoch beide Szenarien nicht." (fp)