Value-Investoren bauen darauf, Aktien von Unternehmen zu kaufen, die nach gängiger Lesart – also unter fundamentalen Gesichtspunkten – unterbewertet erscheinen. Wenn der Aktienwert sich später nach oben korrigiert, nehmen sie Kursgewinne mit – so zumindest die Theorie. Dabei begehen Value-Investoren aber einen grundlegenden Denkfehler, sagt Helge Müller, Chefanlagestratege bei Genève Invest: "Sie kaufen klassische Unternehmen, die günstig erscheinen, übersehen dabei jedoch, dass sich die Welt und die Art und Weise, wie Geschäfte gemacht werden, aufgrund des technologischen Wandels grundlegend ändern."

Müller mahnt besonders bei klassischen Sustanz-Unternehmen zu Vorsicht und geht davon aus, dass viele von ihnen sogar vom Markt verschwinden werden, da sie wichtige Trends längst verschlafen werden. Ein Beispiel: Versicherungen. Vor der Finanzkrise hatten laut dem Genève-Invest-Anlagestratege viele Value-Investoren aufgrund der niedrigen Kurs-Gewinn-Verhältnisse, hoher Dividendenrenditen und anderen Bewertungskriterien besonders auf Assekuranzen gesetzt. Heute werden die meisten Policen allerdings im Internet abgeschlossen, und das obendrein nicht immer bei klassischen Anbietern.

Temporäre Schwäche?
Wer beim Thema Geldanlage weiterhin eine traditionelle Value-Strategie verfolgen möchte, muss dennoch neue Trends auf dem Schirm haben, sagt Müller: "Value-Investoren müssen lernen, solche Entwicklungen zu erkennen und zu unterscheiden zwischen temporärer Schwäche und Kaufchance oder generellem Entzug der Geschäftsgrundlage." (fp)