Das Ringen zwischen Hedgefonds und organisierten Privatanlegern um die Aktie des Spielehändlers Gamestop könnte nachhaltige Folgen für die Märkte haben. Es habe sich gezeigt, dass Kleinanleger im Schwarm die Profis mit ihren eigenen Waffen schlagen können, kommentiert Marc-Oliver Lux von der Münchner Vermögensverwaltung Dr. Lux & Präuner. Er bezieht sich darauf, dass die Trader, die sich über ein Internetforum verabredeten, gezielt einen sogenannten "Short Squeeze" angestoßen hatten, um Profis, die auf einen fallenden Kurs setzten, regelrecht auszuräuchern. Damit haben die Trader das bisherige Börsen-Gesetz über den Haufen geworfen, wonach nur institutionelle Investoren die Kurse derart massiv bewegen können.

Der Gamestop-Krimi hat eine Frage aufgeworfen, die bislang noch ihrer Beantwortung harrt: Wie groß ist die Macht der Masse, wie gefährlich sind die neuen, auf Plattformen wie dem Reddit-Forum "Wallstreetbets" organisierten "Aktien-Aktivisten"? Klar ist: Bei einzelnen Titeln sorgen sie für gewisse Übertreibungen. "Rekordstände bei Aktien ziehen immer neue Anleger an, die bisher nur Zuschauer waren und dann doch noch auf den fahrenden Zug aufspringen wollen", sagt Lux. Er betrachtet diesen Trend mit Sorge – zumal dieser von der Technik noch befeuert wird: Junge Online-Broker und Trading-Plattformen wie Robinhood verführen mit Sonderangeboten und buntem Design unbedarfte Börsenneulinge dazu, ohne belastbare Strategie zu investieren.

Wall Street ist nicht der Sherwood Forest
Man könne nur hoffen, dass sich die Aktien-Neueinsteiger nicht von Sprüchen blenden ließen, die sie fast schon zu Revolutionären hochstilisieren, sagt der Vermögensprofi. Bei Reddit hieß es während der Gamestop-Schlacht: Wir gegen die, David gegen Goliath, ehrliche Anleger gegen unlautere Hedgefonds. Die Börsenneulinge sollten vor lauter Revolutionsromantik nicht übersehen, dass Aktien momentan sehr hoch bewertet sind, sagt Lux. Andererseits könnten Unternehmen ihre Gewinne in diesem Jahr deutlich steigern, wenn sich die Corona-Lage entspannt. Die Aktienkurse würden dann womöglich, nicht zuletzt dank der extrem tiefen Zinsen, noch einmal steigen. "Vielleicht kommen die Robinhoodler also gerade noch zur rechten Zeit", konstatiert Lux. (fp)