Gäbe es so etwas wie das Lieblingsmöbelstück der Deutschen, die "lange Bank" stünde auf der Liste weit oben – zumindest unter Anlagegesichtspunkten. Denn dorthin verschieben die Bundesbürger drängende Investmententscheidungen, zeigt eine aktuelle Studie der DZ Bank zum Sparverhalten. Zwar hat das Geldvermögen deutscher Privatpersonen 2017 mit 6,1 Billionen Euro einen neuen Höchststand erreicht. Doch knapp 40 Prozent oder 2,4 Billionen Euro davon versauern laut DZ-Bank-Kalkulation zinslos auf Giro- oder Tagesgeldkonten oder sind unter Matratzen und in Keksdosen versteckt – und das schon seit geraumer Zeit.

Schlimmer noch: Bei den Neuanlagen machen die in Bargeld und Sichteinlagen dauergeparkten Mittel sogar die Hälfte aus, zitiert die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) aus der Studie. Und die Neigung, Geld auf die hohe Kante zu legen, bleibt trotz faktischer Minuszinsen ungebrochen: Die Sparquote der Bundesbürger kletterte 2017 das vierte Jahr in Folge von 9,7 auf zuletzt 9,8 Prozent.

Worauf die Besitzer der knapp 2,4 Billionen Euro warten, bleibt ihr Geheimnis. Auf steigende Zinsen? Oder auf Rücksetzer am Aktienmarkt, die zum Einstieg genutzt werden könnten? Beides – sowohl eine rasche Zinswende als auch eine ausgeprägte Schwächephase an der Börse  – scheint nach Überzeugung diverser Investmentstrategen für 2018 unwahrscheinlich. Und so dürfte sich der latente Anlagestau hierzulande weiter zuspitzen.

Vermögensverzehr statt -aufbau
Im Frühjahr hatten die DZ-Bank-Experten die Langfristschäden dieses unzeitgemäßen Anlageverhaltens auf Euro und Cent genau hochgerechnet. Nun legen sie nach: "Wegen der lange schwachen Preissteigerungen ist die reale Verzinsung von Einlagen, Rentenpapieren und Versicherungen über weite Strecken der Niedrigzinsphase hinweg zwar positiv geblieben", sagt Michael Stappel, Ökonom der DZ Bank, dem FAZ-Bericht zufolge. Mit der Rückkehr der Inflation 2017 habe sich dies aber geändert. Die Inflationsrate sei auf 1,7 Prozent gestiegen, daher sei auch der Realzins mit minus 0,8 Prozent deutlich negativ geworden.

Den typisch sparbuchverliebten Deutschen entsteht so ein jährlicher Wertverlust von 38 Milliarden Euro, hat Stappel ermittelt. Einige wenige hätten zwar von steigenden Aktienkursen profitiert, doch dieser Effekt sei durch den im internationalen Vergleich geringen Aktienanteil in den Portfolios relativ mager. Nach Berechnungen der DZ Bank machen Fondsinvestments in durchschnittsdeutschen Depots gerade mal einen Anteil von elf Prozent aus. Aktien kommen nur auf eine Quote von 7,3 Prozent. (ps)