Bei der Umsetzung ihrer Anlagestrategie sollten sich Anleger nicht von der Politik beirren lassen, empfiehlt David Wehner, Leiter Liquid Assets bei Do Investment. Er sagt: "Politische Börsen werden in ihrem Einfluss auf die langfristige Börsenentwicklung zumeist überschätzt." Eine Ausnahme gelte aber für China.

"Es gibt politische Ereignisse und Entwicklungen, die das Potenzial dazu haben, Börseninvestoren in Angst und Schrecken zu versetzen", so der Anlageexperte. Und davon gebe es aktuell besonders viele. Trotzdem warnt er davor, der Politik mit Blick auf den langfristigen Anlageerfolg eine zu hohe Bedeutung beizumessen. Zumindest im Rückblick habe der Spruch "Politische Börsen haben kurze Beine" sich meist bewahrheitet – etwa beim Brexit, der vergangenen Trump-Präsidentschaft oder dem Wahlsieg Giorgia Melonis in Italien. Die Börsen habe das auf Dauer nicht beeinflusst.

Die politische Börse ist in China der Normalzustand
Eine Ausnahme macht Wehner in China: "In China haben wir neben dem Damoklesschwert Taiwan eine Reihe anderer Faktoren, die die Risiken für Anleger erhöhen und der eigentliche Grund dafür sind, warum die große Mehrheit der Investoren derzeit einen großen Bogen um China-Aktien macht." Dazu zählt er die Belastungen der Wirtschaft aus der Corona-Pandemie, den fortgesetzten Handelskrieg mit den USA seit 2018 und nicht zuletzt das Platzen der Immobilienblase.

Womöglich erweise sich für Anleger in Nachhinein die Zeit, da die Mehrheit glaubte, China sei nicht mehr investierbar, als ideale Investmentchance. Wehner traut es China zu, die Immobilienkrise abzuschütteln und fiskal- sowie geldpolitisch der Wirtschaft auf die Sprünge zu helfen. Doch er sieht auch reale Risiken: "Für Anleger besteht das Risiko, dass sie im Ernstfall ihre Investments nicht mehr verkaufen können." Dieser Gefahr könnten Anleger begegnen, indem sie den China-Anteil im Depot niedrig halten und durch Diversifikation die Risiken minimieren. Wehner: "So können sie zumindest teilweise von den Chancen in China profitieren – ganz unabhängig davon, ob politische Börsen kurze oder lange Beine haben." (jh)