Deutsche Anleger wenden sich mit ihren Fragen zu Vorsorge und Vermögensaufbau immer seltener an Banken und Sparkassen. Weniger als ein Drittel der Aktienbesitzer fragt dafür noch einen Bankmitarbeiter um Rat, zeigt eine Umfrage der Ruhr-Universität Bochum in Kooperation mit dem Deutschen Aktieninstitut (DAI) und der Deutschen Post. Damit hat ihr Anteil im Vergleich zur Befragung aus dem Jahr 2008 um satte 40 Prozent abgenommen.

Ein Grund für die rückläufige Attraktivität der Bankberatung könnte die neue Finanzmarktrichtline Mifid II sein, nach der unter anderem Kundentelefonate und elektronische Mitteilungen im Finanz- und Anlagebereich verstärkt aufgezeichnet und protokolliert werden müssen, mutmaßen Franz-Josef Leven, stellvertretener Geschäftsführer des DAI, und Professor Bernhard Pellens von der Ruhr-Universität Bochum. "Der Rechtsrahmen für die Beratung wird immer enger“, sagt Pellens gegenüber dem "Mannheimer Morgen". Viele Institute hätten deshalb die Aktienberatung bereits ganz eingestellt oder denken darüber nach.

Aktienstreuung wird breiter
Anders als früher investieren Aktienanleger jedoch inzwischen deutlich überlegter. Sie streuen ihre Investments breiter: Die rund 4,5 Millionen Aktienbesitzer in Deutschland teilen ihr Geld auf durchschnittlich 13 Unternehmen auf. Im Jahr 2013 waren sie noch in nur knapp zehn Unternehmen investiert.

Eine eher sekundäre Rolle spielen für Anleger – allen Marketinganstrengungen diverser Asset Manager zum Trotz – bislang Nachhaltigkeitsthemen und Klimaschutzaspekte. "Das ist noch von untergeordneter Bedeutung“, sagt Pellens. Auch angesichts der Klimadebatte dürften diese Gesichtspunkte aber wichtiger werden. (fp/ps)


Über die Umfrage
Zum vierten Mal nach 2004, 2008 und 2013 wurde eine Befragung zu den Präferenzen und dem Verhalten von privaten Investoren in Deutschland vom Lehrstuhl für Internationale Unternehmensrechnung der Ruhr-Universität Bochum in Kooperation mit der Deutsche Post DHL Group durchgeführt. Hierzu wurden im April 2018 insgesamt knapp 431.000 Fragebögen postalisch an sämtliche Privatanleger der Deutsche Post AG sowie rund 2.000 Online-Fragebögen an institutionelle Investoren versendet. Von den am 06. April 2018 insgesamt 431.272 angeschriebenen Privatanlegern antworteten bis zum 11. Juni 2018 insgesamt 32.539 Personen, was einer Rücklaufquote von 7,5 Prozent entspricht. Nach Eliminierung von teilausgefüllten und fehlerhaften Fragebögen verblieben insgesamt 24.817 innerhalb dieser Untersuchung auszuwertende Fragebögen, was 5,7 Prozent der Untersuchungsgesamtheit entspricht. Die Ergebnisse sind aus wissenschaftlicher Sicht dennoch "hoch signifikant".