Die US-Notenbank dürfte in absehbarer Zeit von Zinsanhebungen wieder auf Zinssenkungen umstellen, meinen Charles Tan und John Lovito, Co-Anlagechefs für Anleihen bei American Century Investments (ACI). "In den Zinserhöhungszyklen seit 1973 hat die Fed nie aufgehört, die Zinsen zu erhöhen, bis der Leitzins die Inflationsrate überstieg. Genau dort stehen wir jetzt: Die Kurzfristzinsen der Fed liegen in ihrer derzeitigen Spanne bereits oberhalb der jährlichen Gesamtinflationsrate", schreiben die beiden in einem aktuellen Kommentar.

Für Tan und Lovito ist dies ein relativ guter Indikator dafür, dass die Fed bald umsteuert. So habe die Notenbank auch in der Vergangenheit in den meisten Straffungszyklen die Zinsen zu stark angehoben und die Wirtschaft in eine Rezession gestürzt. Infolgedessen sei sie dann gezwungen gewesen, sich schnell wieder vom Höchststand der Leitzinsen zu entfernen.

Das Rezessionsrisiko im Auge behalten
Für Anleger steige damit das Risiko, dass sie Zinsanlagen mit kurzer Laufzeit nicht mehr zu vergleichbaren Konditionen erneut anlegen können, so die Bondexperten: "Vor allem die Renditen für kurzfristige Bargeldäquivalente bewegen sich in der Regel im Gleichschritt mit dem Zinsziel der Fed. Wenn die Fed also die Zinsen senkt, werden die Renditen von Sparkonten, Treasury Bills und anderen vergleichbaren Produkten ebenfalls fallen."

Den Anlegern bleibe nur ein begrenztes Zeitfenster, um dem Wiederanlagerisiko zu begegnen, bevor die Fed ihren Kurs ändere. Eine Möglichkeit bestehe darin, sich auf der Renditekurve nach außen zu bewegen. Dies könne hilfreich sein, weil man sich so höhere Zinsen sichere und weil die Kurse von Anleihen mit längerer Laufzeit bei sinkenden Zinsen profitieren. Außerdem sollten Anleger das Rezessionsrisiko im Auge behalten und entsprechende Anlageklassen auswählen, die Stabilität gewährleisten können. Dazu zählten etwa US-Treasuries sowie Unternehmensanleihen und Verbriefungen mit guter Bonität. (fp)