Schwellenländeranleihen entwickelten sich zwischen 2019 und 2022 im Vergleich zu Industrieländeranleihen enttäuschend. Das stehe im Gegensatz zu ihrer langfristigen Wertentwicklung, so Jean-Marie Mercadal, CEO von Syncicap Asset Management, Teil des französischen Vermögensverwalters Ofi Invest AM. Nun zeichne sich bei Emerging-Markets-Bonds jedoch ein Aufwärtstrend ab.

Mercadal nennt drei wesentliche Gründe für die schwache Entwicklung der vergangenen Jahre. Die Zentralbanken der Schwellenländer verfügten im Zuge der Bewältigung der Covid-Krise nicht über die finanziellen Mittel, um ihre inländischen Anleihemärkte zu stützen, wie es die Zentralbanken der USA und Europas konnten. Zudem waren die Schwellenländer als erste von der steigenden Inflation betroffen, sodass die Zentralbanken in den Schwellenländern der Fed und der EZB bei der Straffung der Geldpolitik in der Regel einen Schritt voraus waren. Dies führte zu einem Anstieg der Anleiherenditen. Darüber hinaus profitierte der US-Dollar von der geldpolitischen Straffung der Fed und legte gegenüber anderen Währungen deutlich zu.

US-Geldpolitik und Rohstoffpreise
Der Asset Manager geht davon aus, dass sich die zuletzt gesehene positive Dynamik fortsetzen wird. "Die geldpolitische Straffung in den USA scheint sich dem Ende zuzuneigen, da der endgültige Leitzins der US-Notenbank nun bei etwa 5,25 Prozent erwartet wird", erläutert Mercadal. Darüber hinaus könnten einige der großen Schwellenländer wie Brasilien, Peru oder Indonesien von der Erholung der Rohstoffpreise in den kommenden Jahren profitieren. "Die Preise sind in den vergangenen Monaten aufgrund der erwarteten Konjunkturabschwächung in den USA und Europa eingebrochen, aber unsere Experten sehen strukturelle Faktoren, die die Märkte für Öl und Industriemetalle, die entscheidend für die Energiewende sind, stützen", so der Investmentprofi. (fp)