Nachhaltige Investments boomen, immer mehr Investoren legen Wert darauf, ihr Geld in Wertpapiere anzulegen, die ESG-Faktoren berücksichtigen. Welche Unternehmen sich als umweltfreundlich bezeichnen dürfen, legt die EU seit diesem Jahr im Rahmen EU-Taxonomie für Nachhaltigkeit fest. Gut so, allerdings wächst mit der Nachfrage auch die Angst vor einer grünen Blase. Die ist zurzeit durchaus nachvollziehbar, denn während weniger als fünf Prozent der EU-Unternehmen die Nachhaltigkeitsbedingungen der Taxonomie-Kataloge erfüllen, liegt der Anteil an mehr oder weniger "nachhaltigen " Assets in Fonds derzeit schon bei neun Prozent. 

Guillaume Brisset, Manager eines ESG-Fonds beim Vermögensverwalter Clartan Associés, sieht in dem momentan Missverhältnis jedoch auch Chancen. "Sicherlich gibt es einige Unternehmen, besonders auch aus der bekanntermaßen CO2-armen Technologie-Branche, die stark überbewertet sind", räumt er in einer aktuellen Analyse ein. "Entscheidend ist aber, dass dank der Regulierung auch heute noch nicht nachhaltig wirtschaftende Unternehmen nachziehen müssen, wenn sie weiter am Kapitalmarkt bestehen möchten." Brisset weist darauf hin, dass sich die Branche am Anfang eines Transformationsprozesses befindet. "Das ist weniger die Gefahr einer Blasenbildung als ein Trend in die richtige Richtung", sagt der Experte.

Einstiegschance statt Blase
Jetzt ist Brissets Ansicht nach die beste Zeit für Stock-Picking. Als Beispiel nennt er die Zement-Branche: Diese wird in den kommenden Jahrzehnten unverzichtbar bleiben, fällt aufgrund ihrer CO2-Intensität in Sachen Nachhaltigkeit durch. Allerdings finden sich auch dort Unternehmen, die innerhalb ihrer Branche zu den Vorreitern gehören, sagt Brisset. Aufgabe der Anleger ist es nun, Leuchttürme wie diese ausfindig zu machen. (fp)