Die Corona-Krise trifft mit Kurzarbeit und Entlassungen nicht nur Berufstätige, sondern auch Rentner. Weil die Löhne sinken und die Lage am Arbeitsmarkt angespannt ist, müssen westdeutsche Ruheständler im kommenden Jahr mit einer Nullrunde rechnen, meldet die Deutsche Rentenversicherung laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" (SZ). Im Osten der Bundesrepublik dürften die Renten 2021 trotz der Pandemie um 0,72 Prozent steigen. Der Grund: Das ostdeutsche Rentenniveau wird bis zum Jahr 2024 sukzessive auf den westdeutschen Standard angehoben.

Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit wirken über den sogenannten Nachhaltigkeitsfaktor auf die Renten. Schrumpft die Zahl der Beitragszahler im Verhältnis zur Zahl der Rentner, wie es etwa passiert, wenn die Arbeitslosenzahlen in die Höhe klettern, mindert das den Rentenanstieg. Sinkende Löhne kommen als zusätzlicher Dämpfer oben drauf. Weil Rentenanpassungen immer die Arbeitsmarktlage des Vorjahres widerspiegeln, werden die staatlichen Zahlungen an Ruheständler allerdings im laufenden Jahr trotz Krise erst noch einmal steigen: um 3,45 Prozent im Westen und 4,2 Prozent im Osten.

Einschnitt ist nur von kurzer Dauer
Mit einer Nullrunde kommen westdeutsche Rentner noch glimpflich davon. Laut Alexander Gunkel, Bundesvorstandsvorsitzender der Rentenversicherung für die Arbeitgeberseite, müssten die Renten im kommenden Jahr rechnerisch eigentlich um rund vier Prozent sinken. Solche Kürzungen sind in Deutschland aber gesetzlich nicht gestattet. Und noch ein Faktor kommt Ruhegeldempfängern zugute: Zwar müssen ausgesetzte Rentenkürzungen normalerweise in den Folgejahren nachgeholt und mit Rentenerhöhungen verrechnet werden. Bundessozialminister Hubertus Heil (SPD) hat diesen Nachholfaktor aber bis zum Jahr 2026 ausgesetzt.

Die Folge des wegfallenden Nachholfaktors: Schon im übernächsten Jahr werden Rentner die dann anstehende Rentenerhöhung voll ausgezahlt bekommen. Nach aktuellem Stand wären das plus 4,8 Prozent im Westen und plus 5,6 Prozent im Osten. Würde der Nachholfaktor zum Tragen kommen, wäre es nur die Hälfte. Gegen dessen Aussetzen regt sich allerdings Kritik: "Die Bundesregierung muss den Nachholfaktor wieder einführen", forderte Johannes Vogel, rentenpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Es sei eine Frage der Fairness, dass sich Löhne und Renten im Gleichschritt bewegen. (fp)