Die einst performancestarken Aktien von Cannabis-Produzenten sind für Anleger seit einigen Monaten ein Grund zur Trauer: Die meisten der Firmen erwirtschaften keine oder nur kleine Gewinne – oder müssen sogar wachsende Verluste ausweisen, berichtet die Neuer Zürcher Zeitung (NZZ). Der kanadische Marihuana-Index ist demnach von seinem Höchststand von 972 Punkten im Januar 2018 auf 211 Punkte am 17. November abgesackt. Auch entsprechende Branchenfonds wie der WS-HC-Hanf Industrie Aktien Global leiden und zählen laut Berechnungen den Fondsdatendienstes Mountain View zu den größten Verlierern der vergangenen zwölf Monate.

Ursprünglich hatten Anleger große Hoffnungen in die Branche gesetzt. Einer der Anlässe für ihren Optimusmus: Vor etwas mehr als einem Jahr löste die kanadische Regierung unter Premier Justin Trudeau ein Versprechen aus dem Wahlkampf 2015 ein. Seit Oktober 2018 darf Marihuana ohne strafrechtliche Folgen für "Freizeit- und Erholungszwecke" verwendet werden. Trudeaus Ziel war dabei weniger, der Cannabis-Industrie zur Blüte zu verhelfen, sondern dem Schwarzmarkt das Wasser abzugraben.

Auf dem Boden der Tatsachen angekommen
Die Branche packte daraufhin das Gründerfieber: Eine Vielzahl an neuen Marihuana-Firmen schoss aus dem Boden und drängte sofort an die Börse. "Alte und neue Produzenten und ihre Zubringer überboten sich in Heilsbotschaften und Renditeversprechen, und es gab am Anfang viele Publikationen zum Thema", erinnert sich die NZZ. Warnende Stimmen wurden in den Wind geschlagen. Nun ist statt Kursrausch Katerstimmung angesagt

Zwei Hauptursachen hat der Cannabis-Crash laut NZZ: Zum einen sei es nur wenigen der Jungunternehmen gelungen, sich rasch mit Firmenpartnern zusammenzutun, die in anderen konsumnahen Sektoren aktiv sind. Zum anderen finde der Hauptteil des Marihuana-Business trotz Trudeaus'  Vorstoß weiter im Dunkeln statt: Schätzungen gehen davon aus, dass der legale Markt derzeit nur zwischen zwölf bis 30 Prozent der Transaktionen abdeckt, der Schwarzmarkt also nach wie vor dominiert. (fp/ps)