Noch vor einem Jahr prognostizierten Chefökonomen und Investmentstrategen, spätestens Ende 2019 werde die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins zum ersten Mal wieder heben. Passiert ist in Sachen Zinssteigerung jedoch wie in den Vorjahren auch 2019 nichts. Im Gegenteil: Da das von der Notenbank gesteckte Inflationsziel von knapp zwei Prozent auch im laufenden Jahr verfehlt wurde und die EZB für 2020 mit einer Teuerungsrate von nur einem Prozent rechnet, hielt sie den Leitzins im Euroraum auf dem Rekordtief von null Prozent. Den Einlagenzins senkten die Notenbanker im September zudem von minus 0,4 auf minus 0,5 Prozent.

Auch in den USA ist von Zinserhöhungen vorerst keine Rede mehr. Nach drei Schritten aufwärts schlug die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) eine Kursänderung ein und senkte den Leitzins zuletzt von 2,5 Prozent auf 1,75 Prozent. Vor dem Hintergrund einer weiterhin moderaten Inflation, anhaltender politischer Risiken und der US-Präsidentschaftswahl im kommenden November gehen Experten auch eher davon aus, dass Fed-Präsident Jerome Powell bis auf Weiteres nicht über Erhöhungen nachdenkt.

Ausweitung des EZB-Anleihenkaufprogramms?
Für die Eurozone erwarten Chefvolkswirte und Investmentexperten keine Zinswende. Allerdings könnten die jüngsten Äußerungen der im November angetretenen neuen EZB-Präsidentin Christine Lagarde darauf hindeuten, dass die Zentralbank ihr Anleihenkaufprogramm weiter ausweiten wird. Wie Ökonomen und Strategen die Geldpolitik der großen Notenbanken im kommenden Jahr einschätzen – klicken Sie sich durch die Bilderstrecke oben. (am)