Italiens Regierung muss diese Woche in Brüssel seinen überarbeiteten Haushaltsentwurf präsentieren. Es wird allerdings nicht die EU-Kommission sein, die Italien zur Vernunft bringt, schätzt Geoffroy Lenoir, Euro-Staatsanleihenexperte bei Aviva Investors – sondern die Investoren. Lenoir geht davon aus, dass ein Renditeanstieg auf mehr als vier Prozent und ein Vertrauensverlust die politische Stimmung in Italien verändern könnten. Sollten Renditeanstieg und Vertrauensverlust eintreten, droht Italiens Wirtschaft nämlich eine Talfahrt. "Höhere Finanzierungskosten würden das Staatsdefizit und die Schuldenlast des Landes erhöhen", sagt Lenoir. 

Anleger spekulieren wegen des Streits zwischen Italien und der EU darüber, ob das Land seinen erstklassigen Schuldnerstatus bei den großen Ratingagenturen verliert. "Das ist unwahrscheinlich, zumindest kurzfristig betrachtet", betont der Aviva-Experte. Die Ratingagenturen werden sich nun damit befassen, wie sich der neue Haushaltsplan mittel- bis langfristig auf Italiens Perspektiven auswirkt. "Und es wird einige Zeit dauern, bis diese Auswirkungen deutlich werden", so Lenoir. 

Herabstufung schadet der Eurozone
Würde Italien tatsächlich auf Sub-Investment-Grade herabgestuft, würde das Land bestimmte Referenzwerte nicht mehr erreichen. Insbesondere wäre dann fraglich, wie es in Sachen Finanzierung und Liquidität um das Land steht. Ein Italien ohne Investment-Grade-Status hätte angesichts der Größe der italienischen Wirtschaft und der Verschuldung des Landes ernste Folgen für die Eurozone und die Weltwirtschaft. "Eine Herabstufung sollte daher nicht auf die leichte Schulter genommen werden", warnt Lenoir. (fp)