Der rasante Anstieg der Neuinfektionen in den USA zeigt: Die Coronakrise ist noch lange nicht vorbei. Trotzdem suchen derzeit viele Länder einen Weg zurück zur Normalität. Tatsächlich könnte sich zumindest die wirtschaftliche Lage bald wieder deutlich aufhellen: "2020 wird von einer scharfen Rezession geprägt, die ihren Tiefpunkt allerdings im zweiten Quartal erreicht haben sollte. Das zweite Halbjahr hingegen verspricht Besserung", sagt Franz Wenzel, Anlagestratege bei Axa Investment Managers. 

Für ein wieder anziehendes Wachstum sprechen laut Wenzel erste positive Signale von Frühindikatoren. In den USA deuten wachsende Einzelhandelsumsätze sowie Daten aus dem verarbeitenden Gewerbe darauf hin, dass die Talsohle durchschritten ist. In Europa freut man sich über ein Ende der Ausgangssperren, das kurbelt die Nachfrage an. Vorreiter ist indes China: Dort stehen zahlreiche Vorlaufindikatoren auf Grün. So sind etwa Auto- und Stahlproduktion auf einen Expansionskurs eingeschwenkt, berichtet Wenzel.

Die Geldschleusen bleiben nicht ewig geöffnet
Anleger können sich auch im zweiten Halbjahr auf die Unterstützung der Geld- und Fiskalpolitik verlassen. "Das kommt Risikopapieren zugute, ebenso wie die Anzeichen von wieder aufkeimendem Wachstum", sagt der Axa-IM-Stratege. Entsprechend empfiehlt er, Aktien überzugewichten. "Das Gewinnmomentum scheint sich zu stabilisieren, die Bewertungen liegen im Rahmen", urteilt er. Im Anleihesegment bevorzugt Wenzel derzeit Investmentgrade-Unternehmensanleihen gegenüber Hochzinspapieren. Bei Staatsanleihen erwartet er eine Seitwärtsbewegung.

Ewig sollten sich Anleger indes nicht auf die zusätzliche Liquiditätszufuhr der Zentralbanken verlassen, mahnt Wenzel. Selbst "Whatever it takes" hat irgendwann ein Ende. "Geld- und Fiskalpolitik bewegen sich in neuen Dimensionen, können in dieser Form aber nicht unbegrenzt fortgeschrieben werden", sagt er. Umso wichtiger sei die Entwicklung am Arbeitsmarkt und bei der Unternehmensverschuldung für die zweite Phase der Erholung. (fp)