Immer mehr Investoren fragen sich, ob Italien seine Schulden langfristig schultern kann. Spätestens, wenn die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen in der Eurozone anhebt, werden die Refinanzierungskosten steigen – und Italien hat ein noch größeres Problem als jetzt schon. Kein Wunder, dass man in Rom bemüht ist, eine Lösung zu finden. "Dabei scheint es keine Tabus zu geben", sagt Klaus Stopp, Leiter der Skontroführung Renten bei der Baader Bank. Ein Schuldenschnitt, die Einführung einer Parallelwährung, ein Austritt aus der Währungsunion – nichts scheine unmöglich.

Konnte man in den vergangenen Wochen den Eindruck gewinnen, dass nach den Frankreich-Wahlen in der Eurozone etwas Ruhe eingekehrt war, so dürfte sich in den kommenden Wochen die Lage in der drittgrößten Wirtschaftsnation des Euro-Raums zuspitzen, vermutet der Renten-Experte. "Eines sollte allen Beteiligten klar sein: Italien ist nicht Griechenland und somit zu groß, um nebenbei gerettet werden zu können", warnt Stopp. "Dass Italien gemäß Weltbank-Index auf dem zweitletzten Platz in der Eurozone vor Griechenland gelistet wird und das Pro-Kopf-BIP so langsam wächst wie in kaum einem anderen Euroland, lässt allerdings nur wenig Hoffnung auf Besserung aufkeimen."

Politische Risiken zurück auf der Agenda
Die Zeit dränge, denn die anstehende Wahl in Italien könnte neue politische Risiken aufflammen lassen. Mehr als die Hälfte der zur Wahl stehenden Parteien seien nicht gerade europafreundlich. "Die Eurozone braucht aber eine stabile, europafreundliche Regierung in Rom, um die Herausforderungen in Europa bewerkstelligen zu können", sagt Stopp. Sich zum jetzigen Zeitpunkt vom europäischen Gedanken zu verabschieden, wäre das falsche Zeichen gegenüber Russland und den USA. "In Italien wird sich das Schicksal der Eurozone entscheiden", sagt der Baader-Bank-Experte. "Dessen sollte man sich bewusst sein." (fp)