Bank Sarasin: Italiens Politik fährt wieder Achterbahn
Ausweitende Renditedifferenzen bei italienischen Anleihen signalisieren, dass es im Gebälk der europäischen Währungsunion knirscht. Investoren sollten diese Papiere besser noch einmal auf den Prüfstand stellen, meint die Bank Sarasin.
Florian Weber, Fixed Income Strategist bei der Bank J. Safra Sarasin, geht in einem Kommentar auf die derzeitige Entwicklung bei italienischen Staatsanleihen ein. So führt das zunehmende politische Risiko zu einer Ausweitung des Renditeunterschieds zwischen italienischen und deutschen Staatsanleihen sowie einem stärkeren Schweizer Franken.
Die Entscheidung des italienischen Verfassungsgerichts, große Teile des derzeitigen Wahlgesetzes für verfassungskonform zu erklären, eröffnet die Tür für Neuwahlen bis zum Sommer. Dies führte zu einem weiteren Anstieg der Renditedifferenz zwischen italienischen Staatsanleihen und ihren deutschen Pendants. Die zunehmende politische Ungewissheit in Italien hat den Trend für höhere Anleiherenditen noch nicht aufgehalten, sei aber laut Weber ein wichtiges Risiko. Derzeit sei die die Unsicherheit aber bereits in einem stärkeren Schweizer Franken zu beobachten – der Franken wird unter 1,07 zum Euro gehandelt.
Das neue Wahlgesetz wird kaum politische Stabilität im Parlament garantieren, da keine Partei nahe an der 40-Prozent-Schwelle liegt, die den Mehrheitsbonus auslösen und somit die Kontrolle über das Unterhaus ermöglichen würde. "Das wahrscheinlichste Szenario ist wieder ein zersplittertes Parlamen", schreibt Weber.
Spreads weiten sich
Dieses höhere politische Risiko in Italien führt zu einem deutlichen Anstieg der Renditedifferenz von italienischen zu deutschen Staatsanleihen. Sie steigt seit Juli 2016, während die Renditedifferenz von spanischen zu deutschen Staatsanleihen auf dem niedrigsten Niveau der letzten drei Jahren nahezu unverändert blieb.
Die höhere Risikoprämie für italienische Anleihen verstärkt das Risiko wegen der erwarteten Reduktion der EZB-Anleihekäufe. "Der Markt wird wahrscheinlich Ende des zweiten oder Anfang des dritten Quartals eine weitere Reduzierung der EZB-Anleihekäufe einpreisen. Dies würde zu höheren deutschen Anleiherenditen und einem Anstieg der Renditedifferenz zwischen italienischen und deutschen Anleihen führen", prognostiziert Weber abschließend. (aa)
