Die Fiskalprogramme haben einen entscheidenden Anteil daran gehabt, dass die globale Wirtschaft sich überhaupt so rasch erholen konnte. Die Transfers an die Haushalte trugen in der Spitze im Jahr 2009 sogar über vier Prozentpunkte zum US-Wirtschaftswachstum bei. Im Jahr 2009 wäre das US-BIP ohne diese Transfers nicht nur um 2,4 Prozent geschrumpft, sondern um mehr als sechs Prozent. Doch mit der zunehmenden Nervosität der Finanzmärkte über steigende Schuldenstände stehen bald Einschnitte bevor. Davon ist Jan Amrit Poser, Chefökonom, Bank Sarasin & Cie AG überzeugt. In seiner aktuellen Marktanalyse stellt Poser die Frage, ob die Weltwirtschaft schon robust genug ist, diese Einschnitte zu verkraften. Lesen Sie nachfolgend seine Einschätzung:

"Tatsächlich haben die vereinten Kräfte von Geld- und Fiskalpolitik der Investitionstätigkeit seit Mitte 2009 zu einem starken Aufschwung verholfen. Mit der Erholung der Investitionen und der Anschaffung neuer Maschinen müssen auch wieder Arbeitsplätze geschaffen werden. Die Erholung des Arbeitsmarkts ist die erste Bedingung, die erfüllt sein muss, damit der Aufschwung nachhaltig wird.

Der Arbeitsmarkt ist jedoch ein hinterherhinkender Indikator. Die vorauslaufenden Indikatoren haben im zweiten Quartal definitiv ihren Zenit erreicht und befinden sich mehrheitlich unter ihren Höchstständen. Damit zeigen sie zwar ein rekordverdächtiges Wirtschaftswachstum an, unsere statistischen Analysen zeigen jedoch, dass sich der Rückgang des Geschäftsklimas fortsetzen und ab dem vierten Quartal 2010 beschleunigen sollte. Die Gründe für die bevorstehende Wirtschaftsverlangsamung sind dieselben wie in jedem Aufschwung nach einer tiefen Rezession: Erstens das Auslaufen der fiskalpolitischen Impulse wie zum Beispiel der Abwrackprämien und zweitens der übermäßige Aufbau von Lagerbeständen. Hinzu kommt die aktuelle Sparpolitik.

Ob aber eine erneute Rezession droht, hängt von den Sparprogrammen ab. Die bisherigen Ankündigungen der Regierungen in UK, Deutschland, Italien, Spanien, Portugal und Griechenland lassen zwar auf den ersten Blick eine größere Bremswirkung erwarten. Betrachtet man die Maßnahmen jedoch genauer, erkennt man, dass sie über vier Jahre gestreckt werden sollen und in den ersten Jahren mit nur geringen Sparwirkungen gerechnet werden muss.

Im Fall der deutschen Sparanstrengungen sieht die Bundesregierung eine Kürzung der Nettoneuverschuldung von 80 Milliarden Euro über vier Jahre vor. Das entspricht nur wenig mehr als drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). In den ersten beiden Jahren sollen jedoch nur jeweils zehn Milliarden Euro eingespart werden. Diese Bremsung von 0,4 Prozentpunkten vom BIP sollte das Wachstum nicht übermäßig beeinträchtigen, insbesondere weil die Euro-Abschwächung in Europa einen erheblichen Exportimpuls auslösen wird. Die bevorstehende Wirtschaftsverlangsamung wird dem üblichen Muster einer leichten, alle zwei bis drei Jahre wiederkehrenden Wirtschaftsverlangsamung gleichen und ab dem ersten Halbjahr 2011 kann wieder mit einem Aufschwung gerechnet werden." (rmk)