Sie heißen "Guthabengebühr" oder "Verwahrentgelt". Die deutsche Finanzelite rechnet damit, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihren expansiven Kurs beibehält – und sich Bankkunden bis auf Weiteres an mehr oder weniger verklausuliert benannte negative Einlagenzinsen auf Sparguthaben gewöhnen müssen. Das geht aus einer Umfrage des Center for Financial Studies (CFS) unter Führungskräften in der Finanzbranche hervor.

Die Befragten fürchten weitreichende Folgen für die private Altersvorsorge wegen des um sich greifenden "Strafzins-Fiebers". 87 Prozent fordern deshalb, dass die Politik Aktienbesitz stärker fördert. "Der Anteil der Personen, die Aktien oder Aktienfonds besitzen, hat in den letzten Jahren zugenommen. Dennoch investiert derzeit nur etwa jeder sechste Bürger in Aktien", sagt Volker Brühl, Geschäftsführer des CFS. "Die von Finanzminister Olaf Scholz angedachte Finanztransaktionssteuer wäre daher kontraproduktiv."

Wachstumsaussichten sind gut
Uneins sind sich die Umfrageteilnehmer bei der Frage, ob man Kleinsparer durch staatliche Maßnahmen vor negativen Zinsen schützen sollte. 51 Prozent halten das für eine gute Idee – der Rest hält dagegen oder ist sich unsicher.

Immerhin: Trotz Handelskonflikten und geopolitischen Risiken rechnet die Finanzindustrie mehrheitlich nicht mit einem Einbruch des Wirtschaftswachstums in diesem Jahr. Rund 51 Prozent der Befragten halten die Erwartungen der Bundesregierung für realistisch. Sie geht davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland 2020 um 0,6 Prozent wachsen wird. (fp)