Investoren sollten sich die geplante grüne Anleihe der Bundesrepublik Deutschland genau ansehen. Das liegt aber nicht an deren wohl sehr niedrigen Rendite, sondern an deren Komplexität. Kritiker nehmen darüber hinaus aber auch den Begriff "Green Washing“ in den Mund. Positiv sei laut Marcio da Costa, Portfolio Manager SSA & Green Bonds bei Bantleon, dass die deutsche Finanzagentur bereits ein konkretes Konzept zur Emission einer grünen Anleihe vorgestellt hat. Details wie Emissionsvolumen und Zeitpunkt sind allerdings noch nicht bekannt.

Auf jeden Fall verbessert die grüne Bundesanleihe nach Ansicht da Costas die Diversifikationsmöglichkeit in Bezug auf die Emittenten und Anleihenlaufzeiten am Green-Bond-Markt. Die Auswahl an passenden Produkten ist wegen des noch niedrigen Anteils der grünen Euro-Anleihen am gesamten Euro-Anleihenmarkt (etwa 1,6%) sehr überschaubar. Wegen der hohen Nachfrage nach klimafreundlichen Schuldverschreibungen kann das zu Preisverzerrungen und Fehlallokationen am Markt führen. "Die grüne deutsche Bundesanleihe sollte sich aufgrund des knappen Angebots also einer regen Nachfrage erfreuen und das knappe Angebot etwas erweitern“, prognostiziert da Costa.

Abweichende Struktur hat ihre Tücken
Im Gegensatz zu den bisher am Markt etablierten Green Bonds plant der deutsche Staat eine besondere Ausgestaltung seines Öko-Novizen, nämlich die Aufteilung des Papiers in eine konventionelle deutsche Staatsanleihe und eine grüne Anleihe mit identischen Ausgestaltungsmerkmalen – "Proof of Green" genannt. Um eine vergleichbare Liquidität zu gewährleisten, soll das grüne Papier jederzeit in die großvolumigere konventionelle Anleihe umgetauscht werden können.

Das Vorhaben birgt allerdings Tücken. Die Emission zweier Wertpapiere führt zu einer höheren Komplexität, was gerade kleinere Investoren von der Emission fernhalten dürfte. Zudem ist die jederzeitige Konvertierbarkeit der grünen Anleihe in eine konventionelle ein neues und damit gewöhnungsbedürftiges Ausstattungsmerkmal. Investoren mit sehr strikten Richtlinien könnte es gar verboten sein, in solche konvertierbaren Anleihen zu investieren. Aufgrund der ohnehin sehr hohen Liquidität deutscher Staatsanleihen ist – trotz der geringeren Emissionsgröße des Green Bonds – keine abweichende Struktur nötig. Die deutsche Finanzagentur kann zudem im Rahmen ihres freiwilligen Market Makings für eine ausreichende Preisstellung für die Anleihe sorgen.

Kritiker könnten der Bundesfinanzagentur Green Washing vorwerfen
Ein weiteres Problem könnte da Costa zu Folge der Vorwurf des Green Washings sein. Damit ist der Versuch gemeint, durch Marketing und PR-Maßnahmen ein grünes und nachhaltiges Image zu erlangen. Die derzeitige Haushaltspolitik der schwarzen Null in Deutschland verhindert durch die limitierte Neuverschuldung eigentlich die Finanzierung großer, neuer klimafreundlicher Projekte.

Folglich werden keine neuen Vorhaben finanziert, sondern bestehende nachhaltige Projekte umgeschuldet und damit als "grün“ deklariert. Solange an dieser Haushaltspolitik festgehalten wird, dürfte sich die deutsche Finanzagentur daher mit dem Vorwurf des Green Washings konfrontiert sehen.

Absurde Zinsvorstellungen
Der Vorschlag der CSU-Bundestagsfraktion, die Klimaanleihe mit einem Zins von zwei Prozent für zehn Jahre Laufzeit auszustatten, erscheint laut da Costa sowohl aus sozialer Sicht als auch aus der Kapitalmarktperspektive absurd. Aus sozialer Sicht, weil die höhere Verzinsung aus den Steuereinnahmen im Bundeshaushalt bezahlt werden würde. Das entspräche einer Vermögensumverteilung von der Allgemeinheit der Steuerzahler zu einzelnen Primärmarktinvestoren des Green Bonds.

Aus Kapitalmarktsicht, weil der höhere Coupon zwar von den Zeichnern am Primärmarkt vereinnahmt werden würde, aber der Kurs der Anleihe im Sekundärmarkthandel wegen der höheren Verzinsung unmittelbar steigen würde. Käufer im Sekundärmarkt erhielten damit nur die Rendite einer konventionellen Anleihe, während die zeichnenden Investoren einmalig einen Kursgewinn erzielt hätten. Das Ziel der Bundesregierung, gerade den privaten Sparern ein attraktives Anlagevehikel zu bieten, würde damit verfehlt werden. (aa)