In den aktuellen Daten aus der Eurozone ist von Preisdruck nicht viel zu sehen. Über die Sommermonate hatte es zwar den Anschein, als steige die Kerninflation. Zum ersten Mal seit vier Jahren stieg sie auf mehr als 1,2 Prozent. Die beiden vergangenen Monate haben den Aufwärtstrend allerdings wieder einkassiert. Im Oktober fiel die Kerninflation in der Eurozone auf 0,9 Prozent zurück. Von einem nachhaltigen Aufwärtstrend der Inflation, wie ihn die Europäische Zentralbank (EZB) sehen will, kann bisher nicht die Rede sein.

Die jüngste Entwicklung ist Wasser auf die Mühlen der Inflationsskeptiker. Sie verweisen auf die wirtschaftlichen Nachwehen der Finanzkrise und führen daneben strukturelle Argumente gegen eine steigende Inflation ins Feld. Beim Fondsanbieter Bantleon ist man indes anderer Ansicht: Dort rechnet man damit, dass die Kerninflation in den kommenden zwölf Monaten um zirka einen halben Prozentpunkt steigt. "Die Voraussetzungen sind gegeben", sagt Bantleon-Chefvolkswirt Harald Preißler.

"Hey Boss, ich brauch' mehr Geld"
Das Wirtschaftswachstum in der Eurozone hat zuletzt deutlich angezogen. Die Lieferzeiten in der Industrie liegen auf einem ähnlichen Niveau wie in früheren Boomphasen. "Auch bei der Lohninflation ist eine Erholung in Sicht", sagt Preißler. Sogar in der Euro-Peripherie sind die Zeiten der Lohnkürzungen passé. Auch strukturelle Faktoren sprechen nach Einschätzung des Bantleon-Experten für eine Trendwende bei der Inflationsentwicklung. So werden etwa die Arbeitnehmer in osteuropäischen Schwellenländern mutiger, die Lohnzuwächse steigen.

In Anbetracht dieser Entwicklungen dürfte sich die Inflationsrate im zweiten Halbjahr 2018 bei über 1,5 Prozent stabilisieren, prognostiziert der Ökonom, räumt aber zugleich ein: "Das ist nach wie vor kein massiver Inflationsdruck. Dennoch dürften die Inflationserwartungen nach oben korrigieren." Das sollte unter anderem inflationsgeschützten Staatsanleihen, die in den vergangenen Jahren vor sich hin dümpelten, zu einem Comeback verhelfen. (fp)