Auf den ersten Blick läuft es an den Finanzmärkten gut, vor allem in den USA. Das könnte sich allerdings bald ändern, sagt Harald Preißler, Leiter Anlagenmanagement bei Bantleon. "Die konjunkturellen Frühindikatoren haben ihren Höhenflug in den Sommermonaten beendet", erklärt er. Donald Trumps Steuergeschenke vom Jahresbeginn verlieren schneller als gedacht an Wirkung. Das liegt auch an dem vom Weißen Haus forcierten Handelskonflikt. "Außerdem hinterlassen die gestiegenen Zinsen Bremsspuren im Immobilienmarkt und in der Bauwirtschaft", so Preißler.

Der Stratege ist überzeugt: Die Weichen für ein langsameres Wirtschaftswachstum in den USA sind bereits gestellt. "Die Frage ist nur, wie ausgeprägt die Abschwächung ausfällt", sagt er. Es hängt nicht zuletzt von der konjunkturellen Entwicklung ab, ob die US-Notenbank die Leitzinsen weiter anhebt. "Das Risikoszenario ist, dass die Fed 2019 keine weiteren Zinserhöhungen mehr vornehmen kann", sagt der Bantleon-Experte.

Anleger sollten auf Sicht fahren
In Europa freuen sich Investoren über den im Juli erkämpften handelspolitischen Burgfrieden mit dem US-Präsidenten. "Die Ernüchterung dürfte indes schon bald einsetzen", warnt Preißler – dann nämlich, wenn sich zu den schwächeren Wirtschaftsdaten aus China und anderen Schwellenländern auch noch Sorgen über die US-Konjunktur gesellen. "Selbst ohne Autozölle wird das Umfeld für die hiesige Exportwirtschaft schwieriger", so der Experte.

Oben drauf kommen politische Risiken – sowohl in europäischen Ländern wie Italien als auch in den USA, wo sich die Schlinge um den Hals des Präsidenten allmählich zuzieht. In Summe ergibt sich ein herausfordernder Finanzmarktausblick, konstatiert Preißler. Sogar die lang ersehnte Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) könnte zur Disposition gestellt werden. "In Anbetracht dessen gilt es bei der Asset Allocation mehr denn je, auf Sicht zu fahren." (fp)