Die Europäische Zentralbank (EZB) hat bei ihrer jüngsten Sitzung am 13. September keine Zweifel am schrittweisen Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik aufkommen lassen. Das Anleihenkaufprogramm wird ab Oktober weiter zurückgefahren und soll im Dezember eingestellt werden, berichtet Bantleon-Chefvolkswirt Daniel Hartmann. "Ab Sommer 2019 stehen schließlich Leitzinserhöhungen zur Diskussion", sagt er. An diesem Szenario hält die Notenbank vorerst fest, auch wenn die Konjunktur nicht mehr so gut läuft wie im vergangenen Jahr und die geopolitischen Risiken zugenommen haben.

Die EZB setzt vor allem auf erste Anzeichen einer steigenden Lohninflation. "Wir sind ebenfalls der Meinung, dass der Inflationsdruck im nächsten Jahr zunimmt und die Kerninflation in einen Aufwärtstrend einschwenkt", so Hartmann. Er geht deshalb davon aus, dass die Notenbank die Leitzinsen in der Eurozone ab Herbst 2019 anheben wird – und dass sie dabei sogar mutiger vorgeht als erwartet. "Wir rechnen mit einer Zinserhöhung um 20 statt um 10 Basispunkte", erklärt der Ökonom.

Lichtblick für die Rentenmärkte
Ist die Zinswende erst einmal in Sicht, dürften an den europäischen Anleihemärkten kräftige Zinssteigerungen zu beobachten sein. Die Renditen zehnjähriger deutscher Bundesanleihen werden sich dann voraussichtlich rasch in Richtung 1,0 oder sogar 1,5 Prozent bewegen, prognostiziert der Bantleon-Experte. "Der Weg dorthin verläuft allerdings nicht geradlinig", warnt er. "Vielmehr müssen sich Sparer zunächst noch in Geduld üben." (fp)