Die Wirtschaftsdynamik in der Eurozone könnte im Laufe des Sommers abflauen, erwartet Harald Preißler, Chefvolkswirt beim Fondsanbieter Bantleon. Derzeit schwimmt die Region geradezu auf einer Welle des Erfolgs, das Wirtschaftswachstum hat sich bei soliden 0,5 Prozent pro Quartal eingependelt. Für das zweite Quartal 2017 lassen die Frühindikatoren gar auf eine nochmalige Steigerung hoffen.

Trotzdem werde sich das in den kommenden Monaten voraussichtlich ändern, sagt Preißler: "Das hat zum einen mit den nachlassenden geldpolitischen Impulsen vonseiten der Europäischen Zentralbank (EZB) zu tun. Zum anderen spielt der restriktivere Kurs der chinesischen Wirtschaftspolitik eine wichtige Rolle."

Jüngste Daten zeigen bereits, dass sich das Wachstumstempo in China verlangsamt. "In wenigen Monaten wird sich dies auch in der Eurozone bemerkbar machen", warnt Preißler. Dann dürften die bis zuletzt so starken Einkaufsmanagerindikatoren nach unten drehen. Ernsthafte Sorgen müssten Anleger sich deshalb aber nicht machen: Preißler erwartet "lediglich einen Durchhänger" und keinen Abschwung. Am konstruktiven wirtschaftlichen Umfeld werde sich in Europa in absehbarer Zeit nichts ändern, zumal die US-Fiskalpolitik in den Startlöchern stehe, um der lahmenden Nachfrage Beine zu machen.

"Frexit" fürs erste vom Tisch
Der drohende Austritt Frankreichs aus der Europäischen Union (EU) sei indes nach der Wahl in Frankreich erst einmal vom Tisch, sagt Preißler – zumindest fürs Erste. Denn der neugewählte Präsident Emmanuel Macron stehe vor einer parlamentarischen Herkulesaufgabe: "Sehr wahrscheinlich muss Macron sich mit einem republikanischen Premierminister arrangieren", erwartet Preißler. Wenn diese Zusammenarbeit nicht funktioniere, wäre es ein gefundenes Fressen für den rechtspopulistischen Front National. (fp)