Quizfrage: Was haben Santiago und Basel dieser Tage gemein? Antwort: Zum ersten Berge in unmittelbarer Nähe, zum zweiten ein Finanzregelwerk, das in der Schweizer Stadt entworfen wurde und in der chilenischen Hauptstadt so gut wie möglich finalisiert werden soll. Ob das tatsächlich gelingt, steht allerdings in den Sternen.

In Santiago de Chile tagt bis Donnerstag der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht und versucht, sich doch noch auf ein Regelwerk zu einigen, bevor Donald Trump sein Amt als Präsident der Vereinigten Staaten antritt. Die Sorge: Der Republikaner könnte seine Ankündigungen wahr machen und das Regelwerk kippen. Offiziell wird die hinter den Kulissen spürbare Hektik ohne Bezug auf die Politik argumentiert: "Wenn der Jahresendtermin für eine Einigung verfehlt wird, würde das die Glaubwürdigkeit des Festlegungsprozesses für die Standards beeinträchtigen“, wie es John Berrigan, stellvertretender Generaldirektor für Finanzdienstleistungen bei der EU-Kommission formuliert. 

Doch bislang klaffen die Positionen, wie Risken bemessen und die damit verbundene Kapitalausstattungen dimensioniert werden sollen, meilenweit auseinander. Vertreter europäischer Großbanken, wie etwa der Deutsche Bank-Vorstandschef John Cryan hatten vor einem Wettbewerbsnachteil für europäische Institute gewarnt, da beispielsweise die in Europa dominantere Kreditvergabe unverhältnismäßig stark mit Kernkapital unterlegt werden müsste. Ein Weg, dies zu umgehen, sei es, individuelle Evaluierungen durch die einzelnen Insitute zuzulassen – genau das lehnen die US-Verhandler jedoch strikt ab.

Achse Paris-Berlin
Tatkräftige Unterstützung in dieser Frage haben Cryan und seine Kollegen zuletzt von Andreas Dombret, Mitglied des Exekutivkommitees der Deutschen Bundesbank erhalten. Dieser hat am Montag in einem Kommentar für die französische Wirtschafts-Tageszeitung "Les Echos" sogar von einem "konzertierten und koordinierten Vorgehen" Frankreichs und Deutschlands gesprochen. Auch die japanische Delegation äußerte in der Vergangenheit ähnliche Bedenken und befürchtet Kosten im Multi-Milliarden-Dollar-Bereich.

Fest steht, dass die informellen Gespräche am heutigen Dienstag enden, es dann zu offiziellen Runden und am Donnerstag zu einer Grundsatzeinigung kommen soll. Geschieht das tatsächlich, wäre das jedoch "ein Wunder", wie der Chef der australischen Delegation, Wayne Byres, bereits im Vorfeld von Santiago äußerte. (hw)