"Das Jahr 2010 wird an den Aktienmärkten bisher durch einen Seitwärtstrend dominiert. Im Moment sehen wir für das zweite Quartal keine Indizien für ein Abweichen von diesem Trend. Positive und negative Nachrichten halten einander die Waage", schreiben die Analysten der Bawag P.S.K. Invest GmbH in einem aktuellen Ausblick Nachfolgend der Originalbericht:

 

Internationale Aktienmärkte

 

Mit Beginn des neuen Jahres kam ein gewisser Realismus in die Aktienmärkte. Die Märkte legten nach der herausragenden Entwicklung seit März 2009 eine Verschnaufpause ein. Die Gewinndynamik der Unternehmen im vierten Quartal 2009 zeigte vor allem in den USA ein positives Bild. Dort übertrafen deutlich mehr Unternehmen den Konsensus als in Europa. Diese Tatsache und das negative Sentiment aufgrund der Staatsverschuldung Griechenlands führten dazu, dass der Eurostoxx 50 in seiner Performance deutlich hinter dem S&P 500 zurückblieb. Die Performance in lokaler Währung betrug für den Eurostoxx 50 minus 1,14 Prozent. Der S&P 500 konnte hingegen eine Rendite in Höhe von 4,87 Prozent erzielen. Das Bild für den europäischen Investor sah noch positiver aus, da der US-Dollar von 1, 43 USD/EUR auf 1,35 USD/EUR stieg.

 

Weiterhin sehr optimistisch waren die Nachrichten aus China. Die chinesische Zentralbank musste sogar den Mindestreservesatz erhöhen, um das Kreditwachstum zu bremsen und ein Überhitzen der Wirtschaft zu verhindern. Ein weiteres Indiz für die gute Verfassung der aufstrebenden Märkte war der Ölpreis. Dieser notierte Ende März bei seinem Jahreshoch von knapp 84 US-Dollar. Der Hunger nach Energie blieb in den Entwicklungsländern ungebrochen. Auch die volkswirtschaftlichen Daten aus den USA und Europa sendeten neuerlich positive Signale. Verbrauchervertrauen, Einkaufsmanagerindizes oder US-Neuanträge auf Arbeitslosenunterstützung deuten auf eine Erholung der Weltwirtschaft hin. Es darf jedoch nicht übersehen werden, dass der Wirtschaftsabschwung seit der Lehman Pleite im Herbst 2008 eine bisher ungeahnte Abwärtsdynamik entwickelte. Dementsprechend erfolgte der Aufschwung von einer sehr niedrigen Basis. Im europäischen Finanzsektor spürte man die Unsicherheit durch eine drohende verstärkte Regulierung - Stichwort "Bankensteuer". Auch vermehrte Abschreibungen auf das Kreditportfolio belasteten die Bankenwerte. Positiver entwickelten sich Titel, die von einer erhöhten Nachfrage durch Konsumenten und Unternehmen profitieren. Dazu zählen Industriegüter und zyklischer Konsum.

 

Ausblick auf das 2. Quartal 2010

 

Das Jahr 2010 wird bisher durch einen Seitwärtstrend dominiert. Im Moment sehen wir für das zweite Quartal keine Indizien für ein Abweichen von diesem Trend. Positive und negative Nachrichten halten einander die Waage. Den positiven Rahmenbedingungen - zum Beispiel wie dem niedrigen Zinsniveau - stehen vor allem auf der makroökonomischen Seite negative Faktoren gegenüber. Die Staatsverschuldung befindet sich in vielen Ländern auf einem nicht aufrecht zu erhaltendem Niveau. Dies betrifft sowohl die europäischen PIIGS-Staaten als auch die wirtschaftlichen "Großmächte" USA und Großbritannien.

 

Es bleibt abzuwarten, mit welchen Maßnahmen wieder nachhaltige Staatsbilanzen erreicht werden können. Es scheint jedoch klar, dass dies nicht ohne deutliche Einschnitte für die Bevölkerung funktionieren wird. Ein positiver Faktor sind die gesunden Bilanzen der Unternehmen. Sie ermöglichen deutlich höhere Dividendenrenditen als vergleichbare Unternehmensanleihen. Auch die positive Wachstumsdynamik aus den Emerging Markets sind für viele global agierende Unternehmen ein Gewinntreiber. China wurde bereits zum größten Automobilmarkt der Welt. Die Nachfrage nach "westlichen" Lifestyle Produkten ist ungebrochen. Positiv ist auch, dass das Sentiment vieler Marktteilnehmer weiterhin skeptisch ist. Auch nach dem starken Anstieg der letzten Monate ist keine Euphorie zu spüren. Diese Faktoren sollten dafür sorgen, dass die Märkte im zweiten Quartal weiterhin gestützt werden. Mittelfristig ist der Ausblick für Aktien positiv. Es sollte jedoch die oben erwähnte Entwicklung der Staatsverschuldung genau im Auge behalten werden.

 

Internationale Anleihenmärkte

 

Zusammenfassend scheint nach Ablauf des ersten Quartals 2010 die globale Rezession überwunden zu sein. Das globale Wachstum hat sich weiter beschleunigt und auch die Frühindikatoren zeigen nach wie vor nach oben. Allerdings ist anzumerken, dass die Erholung in der Eurozone weitgehend vom Lagerzyklus, den Exporten und von den Fiskalprogrammen der Regierungen getragen wurde.

 

Der allgemeine Zinstrend wurde von geringen Inflationserwartungen und beruhigender Rhetorik der Notenbanken unterstützt und führte zu niedrigeren Renditeniveaus. Die Rendite der zehnjährigen deutschen Bundesanleihe lag Ende März bei rund 3,10 Prozent und damit knapp 0,3 Prozent unter dem Niveau des Vorquartals. Die Rendite für zweijährige Laufzeiten verringerte sich im selben Ausmaß auf rund 0,95 Prozent. Die Zinskurve blieb somit unverändert steil. Auch der Geldmarkt sank nochmals. Der 3M-Euribor lag zu Quartalsende auf dem neuen historischen Tief von 0,5775 Prozent. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe blieb im Quartalsvergleich bei rund 3,80 Prozent unverändert.

 

Die internationalen Wirtschaftskennzahlen entwickelten sich auch im ersten Quartal positiv. Die jüngsten Daten überraschten zwar nicht positiv, zeigten jedoch eine weitere Stabilisierung der globalen Wirtschaften an. Auf dieser Basis konnten sich die meisten Kreditanleihen wie Unternehmensanleihen, High Yield Bonds oder Emerging Markets Anleihen gut entwickeln. Die Risikoaufschläge verringerten sich durchwegs. Die öffentlichen Finanzen präsentieren sich zunehmend kritisch. Sowohl der Schuldenstand als auch die Defizite sind in vielen Staaten langfristig ohne Reformen nicht mehr tragbar. So mussten die Staatsanleihen der PIIGGS-Staaten (Portugal, Italien, Irland, Griechenland, Großbritannien und Spanien) Kursabschläge hinnehmen. Österreichische Staatsanleihen verhielten sich diesbezüglich unauffällig. Der Zinsspread gegenüber Deutschland blieb im 5-Jahres-Laufzeitenbereich konstant bei rund 0,40 Prozent. Die Sekundärmarktrendite Bund fiel jedoch im allgemein fallenden Zinstrend von rund 3,15 Prozent auf rund 2,70 Prozent. Die Emissionstätigkeit war rege und konzentrierte sich vor allem auf kurze bis mittlere Laufzeiten - hier wiederum auf Covered Bonds. Diese wurden vom Markt meist auch sehr gut aufgenommen. Längere Laufzeiten wurden allerdings von Investoren und somit auch von Emittenten gemieden.

 

Ausblick auf das 2. Quartal 2010

 

Eine Änderung der Zinspolitik durch die Notenbanken ist noch nicht absehbar. Die EZB und die FED werden wohlbedacht zwischen Inflation und Gefahr des frühen Vernichtens des Wirtschaftsaufschwungs abwägen müssen. Ziel der internationalen Zentral- und Notenbanken ist es, die Kreditvergabe wieder in Gang zu bekommen und die Wirtschaft nachhaltig anzukurbeln. Dem entsprechend niedrig setzen sie die Leitzinssätze an. Banken und Unternehmen konnten dadurch in den letzten Monaten hohe Liquiditätspolster aufbauen. Die Aussichten für ein globales Wirtschaftswachstum sind positiv. Die Frage nach der Nachhaltigkeit des Aufschwungs wird im Laufe des Jahres beantwortet werden. Der mittelfristige Ausblick ist noch verhalten. Weiterhin werden hohe Arbeitslosigkeit, begrenzte Konsumnachfrage und hohe Staatsverschuldung nur ein schwaches Wirtschaftswachstum zulassen und kein Ansteigen der Kernrate der Inflation bewirken. Sicher wird es zu einem Anstieg der (Gesamt-)Inflationsrate im Laufe des Jahres aufgrund des Basiseffekts kommen. Dieser Anstieg wird aber im Rahmen bleiben und in der Eurozone rund 1,5 Prozent betragen.

 

Die Anleihenmärkte werden sich weiterhin seitwärts bewegen. Die Renditen für Anleihen bleiben auf niedrigem Niveau, da die Investoren mit einer lang anhaltenden schleppenden Wirtschaftsentwicklung rechnen. Derzeit wirkt das kurzfristige konjunkturelle Umfeld für den Anleihenmarkt eher belastend. Die längerfristigen Aussichten unterstützen jedoch eine positive Entwicklung. Das Risiko für Rückschläge steigt, sobald sich eine nachhaltige Erholung der wirtschaftlichen Situation oder das Aufkommen von Inflationssorgen abzeichnet. Andererseits sind die Konjunkturerwartungen sehr hoch und können auch leicht enttäuscht werden. Angesichts des historisch niedrigen Zinsniveaus ist das Potenzial für weitere Kursgewinne beschränkt.

 

Vermehrtes Augenmerk wird auf die Bonität einzelner Staaten gelegt werden. Budgetsituation und Reformfreudigkeit der einzelnen Länder gewinnen an Bedeutung. Dadurch werden sich die Staatsanleihenmärkte sehr differenziert entwickeln. Der Fall von Griechenland hat gezeigt, dass in diesem Sog auch andere Staaten zur Schwäche tendieren. Stabil erscheinen aufgrund der wirtschaftlichen Erholung die Kreditmärkte. Dies spricht für Unternehmensanleihen. Aber auch die Entwicklungsländer erholen sich schneller als die entwickelten Länder. Diese leiden unter der Rettung ihrer Bankensysteme. Gerade deswegen erscheinen Staatsanleihen der Entwicklungsländer relativ interessant. Die Volatilität bei den Risikoaufschlägen wird jedoch entsprechend der Nachrichtenlage hoch bleiben.