Die neue Gewinnberichtssaison sorgt immer seltener für echte Überraschungen bei den Analysten. Grund hierfür sei weniger die gestiegene Treffsicherheit der Börsenbeobachter als vielmehr das fast schon zur Perfektion entwickelte Erwartungsmanagement zahlreicher Unternehmen. "Der allgemeine Trend zu einem langsameren Gewinnwachstum scheint jedoch anzuhalten", sagt Guy Wagner, Chefanlagestratege der Banque de Luxembourg (BdL) und Geschäftsführer der Kapitalanlagegesellschaft Banque de Luxembourg Investments (BLI).

Entsprechend lustlos präsentiert sich die Lage an den Börsen. "Nach dem Anstieg im Februar und März haben sich die Aktienmärkte im April kaum bewegt", analysiert Wagner. Wichtigste Stütze der Aktienmärkte bleibe daher das Fehlen von ernstzunehmenden Anlagealternativen, "auch wenn sich die wirtschaftlichen Fundamentaldaten immer weiter zu verschlechtern drohen", so Wagner.

Die globale Konjunktur bleibe zwar auf Wachstumskurs, doch die einzelnen Regionen entwickelten sich in den vergangenen Wochen sehr unterschiedlich. "Während sich das US-amerikanische Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal aufgrund der geringen Investitions- und Ausfuhrtätigkeit abschwächte, stieg das BIP in China. Doch die Stabilisierung der chinesischen Wirtschaft sei erneut auf staatliche Konjunkturmaßnahmen zurückzuführen, die die Überschuldung im Land noch weiter verschärfen. In Europa bleibe das Wirtschaftswachstum trotz zahlreicher politischer Krisen stabil, während in Japan der mit dem "Abenomics"-Programm angestrebte Wirtschaftsaufschwung nicht einzutreten scheine.

An den Rentenmärkten zogen die Langfristzinsen im April leicht an. In Deutschland, Italien, Spanien und in den USA stiegen die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen. "In Europa sind die Rentenmärkte trotz niedriger Renditen hauptsächlich aufgrund der Aussicht auf Negativzinsen interessant, die die EZB in diesem Jahr in großem Umfang einsetzen könnte. Auf US-amerikanischer Seite enthalten langlaufende Anleihen dank ihrer höheren Renditen ein Restgewinnpotenzial, ohne dass mit negativen Endfälligkeitsrenditen gerechnet werden müsste“, sagt Guy Wagner abschließend. (ps)