Vor den Journalisten gab sich EZB-Chef Mario Draghi selbstbewusst wie eh und je. Ob es denn keinen Widerstand gegen seine Entscheidungen gegeben habe, wurde Draghi gleich als Erstes in der Pressekonferenz zur Zinssitzung der Notenbank am vergangenen Donnerstag (12.09.) gefragt. "Es gab Einigkeit, es gab große Überstimmung", antwortete der oberste Notenbanker nur. Möglicherweise handelte es sich dabei um einen Bluff: Wie das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtet, sollen die jüngsten Vorstöße des EZB-Präsidenten innerhalb des Rats auf erhebliche Widerstände gestoßen sein.

Eine zweistellige Zahl des 25-köpfigen Gremiums soll sich gegen die von Draghi vorgeschlagenen Maßnahmen ausgesprochen haben, berichtet das Nachrichtenmagazin unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Unter den Neinsagern sollen sich unter anderem Direktoriumsmitglied Benoît Coeuré sowie der Chef der Banque de France, François Villeroy de Galhau, befunden haben. Auch Bundesbankpräsident Jens Weidmann sprach sich gegen weitere geldpolitische Lockerungen aus.

Heftiger Widerstand innerhalb des Rates
Besonders heftig sollen die Ratsmitglieder die Entscheidung aufgenommen haben, die Anleihekäufe wieder aufzunehmen. Nach Informationen der Tageszeitung "Die Welt" opponierten die Ratsmitglieder aus Deutschland, Frankreich, Holland, Österreich und Estland gegen ein solches Programm ausgesprochen. Eine formale Abstimmung fand aber laut Draghi nicht statt. "Am Ende haben wir beim Anleihekaufprogramm im Rat einen Konsens gefunden, der so breit war, dass wir keine Abstimmung machen mussten", zitiert die Zeitung den obersten Währungshüter. (fp)