Die Auszählung der Wählerstimmen in den USA läuft noch, aber schon jetzt ist klar: Für Herausforderer Joe Biden gab es keinen Durchmarsch. "Die blaue Welle bei den US-Wahlen ist ausgeblieben, Trump könnte US-Präsident bleiben", kommentiert Bernd Meyer, Chefstratege im Wealth und Asset Management bei Berenberg. Noch ist indes alles offen, die Kandidaten liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. "Wie zu erwarten war, hängt alles von den Swing States ab", sagt Meyer. "Es ist zu früh, zu spekulieren, fühlt sich aber etwas nach Déjà-vu von 2016 an."

Je länger das Wahlergebnis auf sich warten lässt, desto wahrscheinlicher wird es, dass letztlich Gerichte über den Wahlausgang entscheiden müssen. Trump hat bereits angekündigt, vor den Supreme Court ziehen zu wollen, um die Auszählung weiterer Stimmen zu stoppen, und hat den Wahlsieg vorzeitig für sich reklamiert. "Offen gesagt, wir haben diese Wahl gewonnen", sagte er – weit vor dem Ende der offiziellen Stimmenauszählung.

US-Dollar legt zu
Die komplexe Gemengelage bleibt nicht ohne Folgen für die Kapitalmärkte. "Hatten sie in vielen Bereichen über die letzten zwei Monate einen Biden-Sieg oder gar eine blaue Welle zumindest teilweise eingepreist, zeigt sich nun die abnehmende Wahrscheinlichkeit eines demokratischen Sieges durch eine Gegenbewegung", erklärt der Berenberg-Chefstratege. Das sehe man etwa an höheren Nasdaq-Notierungen und einem stärkeren Greenback. "Sollte Trump wirklich Präsident bleiben, dürfte die Handelsunsicherheit wieder zunehmen", sagt Meyer. "US-Aktien würden entsprechend nachgefragt bleiben." (fp)