Was steckt hinter dem Bitcoin-Boom? Für Bert Flossbach, Gründer und Fondsmanager der Investmentgesellschaft Flossbach von Storch, ist die Sache klar: "Die Kryptowährung profitiert davon, dass andere Währungen durch die anhaltend niedrigen Zinsen viel Vertrauen verloren haben", sagt der Chefnavigator des FvS Multiple Opportunities respektive des "Portfolio-Klons" FvS Multiple Opportunities II im Gespräch mit dem "Handelsblatt". Anders als einige seiner Zunftkollegen spricht er Bitcoin und Co. einen gewissen Charme nicht ab: "Es scheint so, als würde sich die digitale Währung etablieren." 

Flossbach selbst hat den Bitcoin-Boom bislang von der Seitenlinie aus betrachtet – "aus Bequemlichkeit", wie er unumwunden einräumt. Ende November 2017 habe er, bei Bitcoin-Notierungen um 2.000 US-Dollar, kurz überlegt, einen Testkauf zu machen, es dann aber gelassen. "Bei 8.000 Dollar habe ich einem Taxifahrer, der in Bitcoins investiert ist, gesagt: 'Jetzt nehmen wir erst mal die 10.000 Dollar' ", erinnert sich Flossbach im "Handelsblatt"-Gespräch..

Indes erwartet der Fondsmanager, dass der Wert der Kryptowährung weiter steigen wird: "Das große, finale Spekulationsfieber beginnt gerade erst." Der bevorstehende Schub könne den Bitcoin-Kurs auf 50.000 US-Dollar und vielleicht noch höher treiben, bevor der Enthusiasmus verfliegt und der Kurs auf 5.000 US-Dollar fällt – oder noch tiefer absackt.

Aktien-Angst lähmt die Deutschen
Anders als virtuelle Währungen könne Gold  – ein Kerninvestments in seinen Fonds –  vom wachsenden Misstrauen gegenüber herkömmlichem Geld profitieren, erklärt Flossbach. In seinem Tagebuch habe er notiert, dass das Edelmetall durch Bitcoins in die Rolle einer Parallelwährung gelangen könnte, erzählt er. Wenn die Skepsis gegenüber der Funktionsfähigkeit des globalen Geldkreislaufs weiter wächst, könne der Goldpreis, der 2017 in Euro gerechnet einknickte, durchaus noch einmal zulegen. Der Kölner Asset Manager ist über alle Sammeltöpfe hinweg aktuell zu etwa zehn Prozent in Gold investiert – und dabei bleibe man auch, sagt Flossbach: "Mit Gold sichern wir uns gegen Schreckszenarien ab."

Apropos Schreckszenarien: Weil deutsche Sparer Aktien scheuen, laufen sie Gefahr, im globalen Kontext zu verarmen, warnt Flossbach: "Die Hausse und der Immobilienboom sind an den Deutschen komplett vorbeigelaufen. Sie halten verzweifelt an ihren Sparguthaben fest und verlieren so Jahr für Jahr im Vergleich zum Rest der Welt." Schon heute seien die Vermögenswerte pro Kopf in Deutschland niedriger als in Italien oder Österreich.

Dass die mehrfach angekündigte Wende in der globalen Geldpolitik die Deutschen aus der Zinsfalle herausholt, glaubt Flossbach nicht. In Euro-Land werde es keine Zinswende geben – zumindest keine, die den Namen verdient. "In diesem System werden die Zinsen praktisch für immer extrem niedrig bleiben."

Deutsche-AM-Börsengang "inkonsequent"
Bei Banken-Investments halte seine Investmentgesellschaft sich zurück, sagt Flossbach. Grund dafür sei nicht zuletzt die begrenzte Transparenz der Geldhäuser. Eine Meinung zum Kreditsektor hat er trotzdem: So drohe der Deutschen Bank keine Aufspaltung, und sie werde auch in fünf Jahren noch unabhängig sein, so der Fondsmanager: "Eine Übernahme würde für die meisten Banken wenig Sinn ergeben – auch wenn ein solches Institut einen großen Reiz auf manche ausländische Investoren wie HNA ausübt."

Dem avisierten Teilverkauf der bankeigenen Fondstochter Deutsche AM über die Börse kann Flossbach indes kaum Positives abgewinnen: "Das halte ich für inkonsequent. Ich würde sie eher stärken – oder mich ganz davon trennen." (fp/ps)