Sollte sich der ETF-Boom mit unverminderter Geschwindigkeit fortsetzen, könnten Probleme für die Funktionalität der Anlagemärkte erwachsen, sagt Bert Flossbach. Der Gründer und Fondsmanager des Asset Managers Flossbach von Storch hat ein "Dreier-Oligopol" auf dem ETF-Markt ausgemacht.

Die meisten börsengehandelten Indexfonds würden von den US-Häusern Blackrock, Vanguard und Staate Street angeboten. Weltweit liegt der Anteil passiver Investoren bei schätzungsweise 12,4 Prozent. "Auch hiervon entfällt der größte Teil auf das Oligopol, das zu einer Art 'Deus ex Machina‘ der Finanzwelt mutiert", sagt Flossbach. Bei einzelnen US-Firmen – etwa bei Flossbachs Ex-Arbeitgeber Goldman Sachs – kratzt die Anteilsquote der "Großen Drei" bereits an der 20-Prozent-Marke. Flossbach sieht im passiven Anlageboom, der durch die mehrjährige "Schönwetterperiode" an den globalen Anlagemärkte erst so richtig in Schwung kam, mittlerweile eine generelle "Gefahr für die Marktwirtschaft und möglicherweise für die gesamte Gesellschaft".

Setzen sich die Wachstumsraten der vergangenen Jahre fort, könnten Blackrock, Vanguard und State Street binnen fünf Jahren allein durch Mittelzuflüsse eine Verdopplung ihrer Vermögenswerte erwarten, was ihren Anteil an allen börsennotierten US-Konzernen auf 40 Prozent erhöhen würde. Anders als Facebook, Google und Amazon dominiere das Dreier-Oligopol dann nicht nur ihren eigenen Markt, sondern die ganze Unternehmenswelt. 

Kehrseite des ETF-Erfolgs
"Diese Machtkonzentration ist eine bislang kaum beachtete Schattenseite des Passiv-Booms. Passive Fonds mit breitgestreuten Index-Portfolios können kein aktives Abstimmungsverhalten zeigen, sondern nur allgemeine Regeln aufstellen und von Beratern überprüfen lassen", sagt Flossbach. "Passives Investieren mag für das Individuum durchaus sinnvoll sein, stößt aber an seine Grenzen, wenn daraus ein Massenphänomen wird", warnt er.

Aktien bleiben attraktivste Anlageklasse
Mit Blick auf das neue Jahr sieht Flossbach Aktien nach wie vor als attraktivste Anlageklasse und rechnet mit steigenden Unternehmensgewinnen. Die Bewertung an den Aktienmärkten sei zwar nicht mehr so attraktiv wie in den Vorjahren, habe aber das niedrige Zinsniveau noch nicht angemessen berücksichtigt.

Zudem liege die Gewinnrendite der Unternehmen immer noch deutlich über der Rendite von Anleihen. Ein Ende der Hausse sei daher vorerst nicht absehbar. Angesichts der guten Konjunktur seien etwas höhere Anleiherenditen im Jahr 2018 aber durchaus vorstellbar. (fp/ps)