Je länger die Europäische Zentralbank (EZB) an ihrer aktuellen Politik festhält, desto überzeugter sind Anleger, dass das extrem niedrige Zinsniveau von Dauer ist. Eine Folge dieser Überzeugung ist am Anleihemarkt zu beobachten: Die Kurse vieler Anleihen sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen, die Renditen dementsprechend gefallen. "Der Anleihemarkt kann deshalb als Mutter aller Blasen bezeichnet werden", sagt Vermögensprofi Bert Flossbach.

Auch am Immobilienmarkt hat der Chef der Kölner Vermögensverwaltung Flossbach von Storch in einigen Bereichen Preisblasen ausgemacht. "Weil Immobilien häufig mit Fremdkapital finanziert werden, profitiert ihre Bewertung zusätzlich von niedrigen Kreditzinsen", erklärt er. In Toplagen deutscher Metropolen werden Wohnobjekte mittlerweile zu Mietrenditen von unter drei Prozent vor Kosten gehandelt. "Wer heute solche Objekte zu Rekordpreisen veräußert, kann sich vor allem bei Mario Draghi und dem deutschen Anlegerverhalten bedanken", sagt Flossbach.

Letzter Ausweg Aktien
Aktien sind die letzte große Anlageklasse, bei der sich die tiefen Zinsen noch nicht in entsprechend höheren Bewertungen niedergeschlagen haben. Zwar ist auch die Gewinnrendite von Anleihen in den vergangenen Jahren gefallen. Sie liegt aber immer noch weit über denen von Anleihen.

Aktuell beträgt etwa die Gewinnrendite der Unternehmen im Aktienindex MSCI World rund sechs Prozent. Zum Vergleich: Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen liegt mit 2,3 Prozent deutlich tiefer. Und zehnjährige deutsche Bundesanleihen bieten derzeit gerade einmal 0,3 Prozent Rendite. (fp)